Freitag, 12. Februar 2010

Das Erbe der Herrenbrüder

Im Dezember hatte ich mich schonmal ausführlicher mit dem Jakobusbrief beschäftigt, jetzt habe ich mir auch den Judasbrief mal näher angeguckt. Der Brief ist noch abgefahrener als der Jakobusbrief, und die besten Stellen hat die erste Rezeption im 2. Petrusbrief (das ganze 2. Kapitel) praktisch rausgestrichen. Nirgendwo sonst wird so hemmungslos aus den Apokryphen zitiert wie im Judasbrief.

Nun kann man ja auch das durchaus kritisch sehen (was ja der 2. Petrusbrief offenbar tat). Gerade in Verbindung mit dem Jakobusbrief deutet sich mir aber ein anderer Grund an, warum der Judasbrief (wie eben auch der Jakobusbrief) heute konfessionsübergreifend ein Schattendasein fristet: Beide Briefe sind eine Korrektur jeden allzu enthusiastischen "Jesus liebt dich"-Glaubens! Nicht nur bringen sie sehr deutlich das zukünftige Gericht zum Ausdruck, sie betonen vielmehr die Eschatologie in einem Maße, daß es geradezu weh tut. Denn die letzten Dinge haben längst begonnen, die Frevler stehen bereits unter dem Gericht, und wir sind zwar wie das aus Ägypten befreite Volk ein für alle Mal gerettet, doch stehen wir immer noch in der Gefahr, wie die Murrenden in der Wüste durch Unglauben der Vernichtung anheim zu fallen.

Klar, daß das der Moderne ganz und gar nicht gefiel und sie folglich mit diesen Briefen nicht viel anfangen konnte. Aber genau das ist ihr blinder Fleck, der durch die Herrenbrüder zu Recht in Frage gestellt und hoffentlich baldigst durch die Postmoderne korrigiert wird.

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