Dienstag, 4. Januar 2011

Pseudonymität und das Wesen des Netzes VII: Statistischer Epilog

Daß die Blogoezese eine Art Stammtisch ist, zeigt sich im Übrigen gerade an der Pseudonymität. Dazu habe ich meine 200 Feed-Abonnements ausgewertet, von denen etwa 72% kirchlichem Bezug haben.

Bei den von mir als privat eingestuften Blogs bloggten gerade einemal 9,72% der Blogger unter Realnamen (d.h. hatten ihren Realnamen auf dem Profil stehen). Darüber hinaus waren weitere 43,52% sicher identifizierbar (entweder durch E-Mail-Adressen, Hinweise in den gebloggten Texten oder auf anderen Blogs oder durch sehr spezifische persönliche Marotten, die mit Google eine leichte Identifikation wahrscheinlich erscheinen lassen). Nur 22,22% der Blogger würde ich eine weitgehende Verschleierung ihrer Identität zuschreiben, der Rest (24,54%) liegt dazwischen.

Zwischen den Blogs mit kirchlichem Bezug (Blogoezese) und denen ohne gab es hier kaum Unterschiede. Die kirchlichen Blogs liegen was die Kaum-Identifizierbarkeit (21,54%) und "den Rest" (24,1%) angeht sogar knapp drunter. Bezieht man aber die Blogs von Priestern und Ordensangehörigen mit ein, bei denen der Status (privat/beruflich) naturgemäß unklar ist, dann sieht das ganze nochmal deutlich weniger "anonym" aus: Ganze 4,35% aus dieser Gruppe sind nach meiner Einschätzung nicht leicht identifizierbar und nur 21,74% bilden den "unklaren Rest".

Im Gegensatz dazu liegen offizielle und kommerzielle Blogs sowie Blog von "Selbstverkäufern" wie freien Journalisten, Wissenschaftlern und Künstlern, die ein offenkundiges Interesse daran haben, sich als Person unter Ihren richtigen Namen bekannt zu machen, bei der "Anonymität" nahe Null (ein wenig baff war ich ja, daß auf Elsas Blog, deren Realnamen wohl jeder in der Blogoezese kennen dürfte, selbiger nicht zu finden war -- hattest Du den nicht mal da stehen, noch dazu mit einem Foto, anhand dessen ich Dich aber nie erkannt hätte? :-). Nur schwer identifizierbar ist hier niemand, eine auf den ersten Blick unklare Identität haben hier 10%, und das ausschließlich bei den offiziellen, nicht-kommerziellen Blogs; kirchliche Blogs dieser Kategorie sogar nur zu 1,9%.

Darin sehe ich a) eine Bestätigung, daß private Blogs eine andere Funktion haben als die offiziellen Blogs und deutlich näher an der Privatsphäre sind, und b) daß sogar weniger Blogoezesane ein aktives Interesse an Verschleierung ihrer Identität haben als die Betreiber von Blogs ohne kirchlichen Bezug.

Natürlich könnte man mir hier den einen oder anderen Zirkelschluß unterstellen (immerhin sind die Einteilungen privat, offiziell, kommerziell und "Selbstdarsteller" bereits von der zu bestätigenden Theorie her gebildet) und vor allem eine nicht ausreichende Datenbasis (200 Blogs sind zwar ok, aber nicht der extrem hohe Anteil kirchlicher Blogs, da dadurch die Vergleichbarkeit zu den nichtkirchlichen Blogs nicht wirklich gegeben ist). Aber dafür ist das hier ein Blogeintrag und kein wissenschaftlicher Artikel :-)

(The End)

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