Samstag, 1. Januar 2011

Pseudonymität und das Wesen des Netzes III: Berufliche und private Profile

Ein weiterer wichtiger Grund für die Verwendung von Pseudonymen im Internet kann jedoch gerade die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber sein. Ein Wirtschaftsunternehmen darf durchaus ein Interesse daran haben, daß bei einer Googlesuche nach seinem Pressesprecher nicht dessen privater Blog über bemooste Feldsteine an erster Stelle steht -- was bei der Verwendung des Realnamen aufgrund der Präferenz des Googlealgorithmus für Social Media (wie Blogs) durchaus wahrscheinlich wäre.

Auch dieses Beispiel ist nicht völlig aus der Luft gegegriffen. Mir ist ein Rechtsanwalt bekannt, der im Usenet -- der ersten (und letzten) Bastion der Realnameverwendung -- ganz bewußt unter Pseudonym schreibt, weil potentielle Mandanten bei Google eben seine Rechtsanwaltskanzlei finden sollen, ohne sich durch Unmengen von Postings quälen zu müssen, in denen es um die technischen Funktionsweisen seiner (Open Source-) Kanzleisoftware geht. In der Zeitschrift des Vereins, der sich dieser Software widmet, schreibt er hingegen unter seinem richtigen Namen und erklärt auch seine Pseudonymverwendung, da der Adressatenkreis hier derart klar umrissen ist, daß es seinen geschäftlichen Interessen sogar zuträglich sein kann, als ein gerade diese Software verwendender Anwalt in der "Szene" bekannt zu sein. Umgekehrt kann es für freie Journalisten, Wissenschaftler und Künstler von Vorteil sein, unter ihrem Realnamen zu bloggen -- gerade um mit ihrem Blog auf der ersten Googletrefferseite aufzutauchen und damit ihren Namen zu promoten.

(to be continued)

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