Heute früh in der Messe dachte ich angesichts des deutlich höheren Gesangstempos noch, die müssen alle meinen Blogeintrag von gestern gelesen haben. Doch der Tag sollte noch mehrere unmittelbar aufeinander folgende Breitseiten bereithalten (4 innerhalb von schätzungsweise zehn Minuten). Während ich mich noch von dem einen Tiefschlag zu erholen versuchte, traf mich bereits der nächste. Alles scheiße, alles doof, vor allem wenn es aus Rom oder zumindest von Bischöfen kommt, mit kirchlicher Lehre ist doch eh kein Blumentopf zu gewinnen, und natürlich sind die repräsentativen katholischen Jugendlichen dick und häßlich, und wenn nicht, wenn sie gar offensiv kirchliche Positionen vertreten, dann sind sie eben nicht repräsentativ oder haben zumindest eine defizitäre Gottesbeziehung. Warum kann sich eigentlich keiner vorstellen, daß jemand dabei steht, der sich von solchen Despektierlichkeiten in seinem Glauben und damit so persönlich wie nur möglich angegriffen fühlt?
Aber wie sag' ich's meinem Kinde?! Mal davon abgesehen, daß die Klugheit eh gebietet, nicht alles zu sagen, was man denkt, macht mich sowas eher depressiv als aggressiv, so daß mir mittlerweile nicht nur der Mut, sondern schon die Worte fehlen. Was soll ich denn auch noch sagen, wenn ich mit jedem Wort den Eindruck vermittelt bekomme: Wer das anders sieht, lebt entweder hinterm Mond oder ist Fundamentalist (oder wahrscheinlich beides). Im Netz kann man sich von den Tiefschlägen erholen und dann angemessen (sachlich!) antworten (und hat den Vorteil, den anderen auf seine Formulierungen festnageln zu können). Man kann sich sogar die Zeit lassen, die Antwort mehrfach zu überarbeiten oder einen Blogeintrag mehrfach zu verschieben, solange bis er ausgereift ist. Im direkten Gespräch, insbesondere wenn man nur daneben sitzt und zuhört, hat man (oder nur ich?) den Zeitpunkt bereits verpaßt, zu dem man sich dazu noch hätte äußern können. Aber wie soll man Contra geben, wenn die ganze Gesprächsrichtung überhaupt keine Anknüpfungsmöglichkeit bietet?
Dabei geht es mir ja nicht einmal um die konkreten Punkte. Vielleicht ist die Kritik ja sogar sachlich berechtigt (so genau kenne ich die Details ja nun nicht immer). Aber der Grundduktus geht mir tierisch auf den Senkel: Mist, Fehlgriff, veraltet, dumm. Wie soll man mit so einem negativen Grundimpetus irgendwas auferbauen?! Und wie kommt es, daß solche negativen Urteile immer kaskadenartig kommen, Positives aber nur vereinzelt aufblitzt? Wieso sind eigentlich immer die Bischöfe die angeblich "Zurückgebliebenen"? Ist es ausgeschlossen, daß man sich selbst irrt?
In den letzten Wochen habe ich mehrfach gelesen, daß es "da draußen" noch mehr gibt, die wie ich gelegentlich davon träumen, die "Welt" hinter sich lassen zu können. Mich faszinieren ja die Kartäuser, aber meine Frau läßt mich verständlicherweise nicht, und das ist wohl auch gut so. Sie meint, vielleicht stünde ich ja dort, wo ich stehe, damit mal jemand was dagegen sagt. Wenn dem so ist, dann fehlt mir aber noch ganz viel Gnade und Heiliger Geist, der mir eingibt, was ich sagen kann. Wenn mich der eine oder andere in sein Gebet aufnehmen könnte, wäre ich ihm sehr dankbar.
Allmächtiger Gott, gewähre mir die Gnade, glühend zu ersehnen, was wohlgefällig ist vor Dir, es mit Weisheit zu erforschen, in Wahrheit zu erkennen und vollkommen zu erfüllen. Ordne meinen Lebensweg zu Lob und Ehre Deines Namens. Laß mich Deinen Willen erkennen, so wie es sich gebührt und meiner Seele segen bringt.(Thomas von Aquin -- siehe Gotteslob 7,6)
Laß mich in Glück und Unglück treu zu Dir stehen, im Glück demütig, im Unglück stark und ungebeugt. Nur was zu Dir mich führt, soll meine Freude sein; nur was von Dir mich trennt, soll mich betrüben. Gib, daß ich niemand zu gefallen suche und keinem zu mißfallen fürchte als Dir allein.
Was vergänglich ist, o Herr, das sei gering in meinen Augen, doch kostbar sei mir alles, was Dein ist, um Deinetwillen; und über alles andere sollst Du selbst mir kostbar sein, o Herr, mein Gott. Jede Freude ohne Dich sei mir zuwider; laß mich nichts suchen als Dich allein. Für Dich zu arbeiten sei meine Freude, und eine Ruhe ohne Dich sei eine Last.
Gib, daß ich oft mein Herz zu Dir erhebe und mit Reue und erneutem Vorsatz Sühne leiste, wenn ich gefehlt. Laß mich gehorsam sein ohne Widerspruch, arm im Geiste ohne Niedrigkeit der Gesinnung, rein ohne Flecken, geduldig ohne Klage, demütig ohne Verstellung, froh ohne Maßlosigkeit, traurig ohne Kleinmut, ernst ohne Anmaßung, rührig ohne Oberflächlichkeit, wahrhaft ohne Trug. Laß mich Gutes tun ohne Überheblichkeit. Laß mich den Nächsten ermahnen ohne Hochmut und ihn erbauen in Wort und Beispiel ohne Falschheit.
Gib mir, o Herr, ein wachsames Herz, das kein leichtfertiger Gedanke von Dir ablenkt, ein edles Herz, das keine unwürdige Leidenschaft erniedrigt, ein gerades und aufrechtes Herz, das kein gemeines Streben auf Abwege führen kann, ein starkes Herz, das keine Trübsal beugt, ein freies Herz, das sich von keiner bösen Macht beherrschen läßt.
Schenk mir, o Gott, Verstand, der Dich erkennt, Eifer, der Dich sucht, Weisheit, die Dich findet, einen Wandel, der Dir gefällt, Beharrlichkeit, die gläubig Dich erwartet, Vertrauen, das am Ende Dich umfängt.
Laß mich, o Herr, Deine Strafen hienieden tragen im Geist der Buße und Deine Wohltaten recht gebrauchen durch Deine Gnade. Laß mich Deine Freude einst im Vaterland genießen durch Deine Herrlichkeit, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Der Gang zu den Karthäusern ist zwar reizvoll, ändert aber die Probleme draußen nicht!
AntwortenLöschenEntschuldigung, aber das klingt für mich nach Weltflucht, gepaart mit deutsche Schwermut!
Die Kirche steht im Streite!
Beten!
Kopf hoch!
Visier runter!
Lanze einlegen und dem Gaul die Sporen gegeben!
Ernst is auffem Platz!
;-)
zur Aufmunterung:
AntwortenLöschenhttp://conservare.wordpress.com/
Das richtet den Blick wieder!
Du sprichst mir sowas von aus dem Herzen (grade erst durch Verlinkung von Florian entdeckt), das kann ich 1:1 so bestätigen. Danke. Und: Gelassenheit & Frieden schenke uns der Herr!
AntwortenLöschen