Heute habe ich (allerdings nur aus dritter Hand) von einem Mann berichtet bekommen, der seine pädophilen Neigungen nicht ausleben wollte, aber keine Hilfe fand (das ganze soll schon vor Jahrzehnten passiert sein). Das krasseste war, daß er von einer psychiatrischen Klinik mit dem Kommentar abgewiesen worden sein soll: "Sie müssen erst straffällig werden, dann können wir Ihnen helfen."
Gut, bei solchen Geschichten muß man immer auch vorsichtig sein, gerade wenn sie dem Mann der Putzfrau der Freundin der Schwiegermutter meines Taxifahrers widerfahren sein soll. Aber ich habe mich angesichts der ausführlichen Berichterstattung zu dem Thema gefragt: Wohin würde heute dieser Mann gehen und auf Hilfe hoffen können? In der jüngeren Berichterstattung habe ich davon ehrlichgesagt nichts gehört, aber ich konnte mich an einen älteren Bericht erinnern über ein Forschungsprojekt, das ich nun auch wiedergefunden habe.
Auf dem Hintergrund der obigen Geschichte frage ich mich aber, ob ich aus der Werbung mit "Kostenlose Beratung und Therapie für pädophile Männer" schließen muß, daß Krankenkassen eine solche Beratung und Therapie normalerweise nicht bezahlen würden? Oder heißt das gar, daß es so eine Beratung und Therapie bisher gar nicht gibt???
In ipsa item catholica ecclesia magnopere curandum est, ut id teneamus, quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est.
Mittwoch, 28. April 2010
Dienstag, 27. April 2010
Was hieß doch nochmal "katholisch"?!
In der heutigen FAZ ("Kein Rechtsschutz im App-Imperium", S. 17, online nur im Archiv) stand ein merkwürdiger Satz zu Apples Zensurwillkür . Aussage sollte wohl sein, daß iPhone, iPad und Konsorten einen zu geringen Marktanteil hätten, als daß Gesetze gegen Wettbewerbsbeschränkungen greifen würden. Aber was bitte ist das denn für ein Blödsinn:
"Solange Mobilfunkgeräte einen kleinen Marktanteil haben, können sie auch rein katholisch sein", spitzt Christoph Fiedler vom VDZ die Situation zu.Daß der FAZ mit ihren Altsprachlern vom Dienst sowas durchrutscht, passiert wohl nur im Wirtschaftsteil...
Freitag, 23. April 2010
Supertanker
Wenn mir in den letzten Wochen eins klar geworden ist: Die Kirche ist nicht das kleine Schifflein Petri, sie ist ein schwerfälliger Supertanker. Nicht daß ich Sorge um die Kirche hätte, denn das sind wir ja alle, aber in der Öffentlichkeitsarbeit kann doch die (Amts-)Kirche fast nur ein schlechtes Bild machen. Was auch immer von ihr gesagt wird, die Presse ist der Igel, der schon immer dort ist. Und würde sie mehr aktive Pressearbeit machen, ja wäre sie damit sogar erfolgreich, dann hieße es: Manipulation, Unterdrückung, Machtmißbrauch. Ganz davon abgesehen, daß Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Authentizität sich nicht "verkaufen" lassen.
Unsere Botschaft steht nun einmal quer zu den Mechanismen, nach denen die Gesellschaft in immer weiteren Teilen funktioniert. Auch wer noch so gut weiß, wie der Hase (ähem, in meinem obigen Bild: der Igel, also die Presse, aber auch die Politik) läuft, dürfte sich mit den Themen, die die Kirche setzen müßte, gar nicht durchsetzen können. Zumal Politiker und Journalisten ja nun nicht gerade zu den angesehensten Personen in unserer Gesellschaft zählen... Was wir brauchen, sind keine super-kommunikativ-operativen PR-Manager, was wir brauchen sind Zeugen.
Unsere Botschaft steht nun einmal quer zu den Mechanismen, nach denen die Gesellschaft in immer weiteren Teilen funktioniert. Auch wer noch so gut weiß, wie der Hase (ähem, in meinem obigen Bild: der Igel, also die Presse, aber auch die Politik) läuft, dürfte sich mit den Themen, die die Kirche setzen müßte, gar nicht durchsetzen können. Zumal Politiker und Journalisten ja nun nicht gerade zu den angesehensten Personen in unserer Gesellschaft zählen... Was wir brauchen, sind keine super-kommunikativ-operativen PR-Manager, was wir brauchen sind Zeugen.
Dienstag, 20. April 2010
Apropos Ökumene...
Kann es sein, daß es in der Ökumene immer nur darum geht, was nicht geht? Klar, daß die Punkte, in denen es keinen Streit gibt, nicht allzu kontrovers sein können. Aber es gibt doch auch genug Themen, in denen es eine Kontroverse zwischen Christen verschiedenster Konfessionen und der säkularen Gesellschaft gibt. Ich sehe dort in keinem relevanten Feld ernsthafte ökumenische Versuche kirchlicher oder auch nur theologischer Zusammenarbeit. Was nicht kontrovers ist, wird überhaupt nicht diskutiert. Was aber ist dann überhaupt das Ziel, der Sinn von Ökumene? Wir ham uns alle lieb?
ÖKT
Vor 'nem Vierteljahr hatte ich den Vorschlag gemacht, die Christliche Bloggertagung in Berlin gut katholisch aufzumischen. Leider werde ich nicht hinfahren können.
Stattdessen werde ich beruflich zum ÖKT fahren (müssen)... Wer teilt mein Schicksal?
Stattdessen werde ich beruflich zum ÖKT fahren (müssen)... Wer teilt mein Schicksal?
Die größte Krise
Manchmal frage ich mich ja, ob ich mein bisheriges Leben in einem Paralleluniversum zugebracht habe: Wenn wir aktuell die größte Kirchenkrise der Nachkriegszeit erleben, was genau haben wir dann eigentlich in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten erlebt? *kopfschüttel*
Montag, 19. April 2010
St. Stachel
Lieber Stanislaus,
damit es auch richtig wehtut: St. Maria Friedenskönigin war im Krieg nicht zerstört und nur kaum beschädigt worden; Hochaltar, Seitenaltäre und zwölf Buntglasfenster wurden erst bei der "Verpressung" entfernt -- und bis auf ein Fenster alles weggeschmissen. In der ursprünglichen Preß-Variante war "St. Stachel" unten auch noch grau gestrichen.
Zum Kreuz gibt's übrigens noch ein Anekdötchen: Einer der Bauarbeiter soll zu den Kulleraugen gesagt haben: Das sieht ja aus wie Titten. Worauf dann Friedrich Preß kurzerhand nochmal aufs Gerüst gestiegen ist, und die Vertiefungen größer gemacht haben soll...
damit es auch richtig wehtut: St. Maria Friedenskönigin war im Krieg nicht zerstört und nur kaum beschädigt worden; Hochaltar, Seitenaltäre und zwölf Buntglasfenster wurden erst bei der "Verpressung" entfernt -- und bis auf ein Fenster alles weggeschmissen. In der ursprünglichen Preß-Variante war "St. Stachel" unten auch noch grau gestrichen.
Zum Kreuz gibt's übrigens noch ein Anekdötchen: Einer der Bauarbeiter soll zu den Kulleraugen gesagt haben: Das sieht ja aus wie Titten. Worauf dann Friedrich Preß kurzerhand nochmal aufs Gerüst gestiegen ist, und die Vertiefungen größer gemacht haben soll...
Nachtrag
Zu der Fußnote hier noch ein etwas jüngeres Erlebnis:
Ich saß mit 11 anderen an einem Tisch (na gut, es waren mehrere zusammengeschobene Tische). Im Laufe der Zeit stellte sich raus, daß sich immerhin vier Ordensangehörige, davon drei Priester, sowie ein Weltpriester darunter befanden. Kein einziger Priester war als solcher erkennbar. Der Laienbruder aber, der sich traute, Habit zu tragen, wurde bald darauf in der Öffentlichkeit interessiert angesprochen...
Ich saß mit 11 anderen an einem Tisch (na gut, es waren mehrere zusammengeschobene Tische). Im Laufe der Zeit stellte sich raus, daß sich immerhin vier Ordensangehörige, davon drei Priester, sowie ein Weltpriester darunter befanden. Kein einziger Priester war als solcher erkennbar. Der Laienbruder aber, der sich traute, Habit zu tragen, wurde bald darauf in der Öffentlichkeit interessiert angesprochen...
Gedichte...
Zu diesem Post fiel mir noch eine Story aus der Pastoral-Vorlesung (muß wohl schon anno 2001 gewesen sein):
Ein Pfarrer habe ihm[1] erzählt, wie er von einer aufgebrachten Mutter angerufen wurde. Im von der Gemeindereferentin verantworteten Erstkommunionunterricht habe ihr Sohn aufbekommen, ein ewiglanges Gedicht auswendig zu lernen, und das ginge doch nicht, denn zum Lernen gehe der doch in die Schule. Nachdem der Pfarrer die Mutter halbwegs beruhigt hatte, fragte er dann doch mal nach, wie das Gedicht den heißen würde. "Vater unser."
[1] Huch, daß der Herr Priester ist, wußte ich bisher gar nicht...
Ein Pfarrer habe ihm[1] erzählt, wie er von einer aufgebrachten Mutter angerufen wurde. Im von der Gemeindereferentin verantworteten Erstkommunionunterricht habe ihr Sohn aufbekommen, ein ewiglanges Gedicht auswendig zu lernen, und das ginge doch nicht, denn zum Lernen gehe der doch in die Schule. Nachdem der Pfarrer die Mutter halbwegs beruhigt hatte, fragte er dann doch mal nach, wie das Gedicht den heißen würde. "Vater unser."
[1] Huch, daß der Herr Priester ist, wußte ich bisher gar nicht...
Freitag, 16. April 2010
Gott und die Welt...
Die Eiche und die Wildsau
In der heutigen Lesung findet sich ein Zitat, das ich für wunderbar passend für unsere gegenwärtigen Erfahrungen halte:
Wenn wir davon überzeugt sind, daß die Kirche Gottes Werk und nicht nur reines Menschenwerk ist, dann werden auch noch so viele "Kampagnen" sie nicht zerstören können. Natürlich gibt es in der Kirche genug Menschliches, allzu Menschliches. Wenn wir das verlieren, können wir dabei doch nur gewinnen. Ansonsten: Was juckt es 'ne deutsche Eiche, wenn sich 'ne Wildsau dran schubbert? Oder will ich insgeheim doch von der "Welt" geliebt werden?
Aber das setzte eine christliche Gesellschaft voraus, und daß wie nicht (mehr) in einer solchen lebe, weiß ich spätestens, seit ich in der sechsten Klasse auf einem katholischen Gymnasium von meinen Mitschülern dafür ausgelacht wurde, die zwei freien Stunden etwa an Allerseelen tatsächlich für den Meßbesuch genutzt zu haben...
Lange Rede kurzer Sinn: Eigentlich sollte uns die ganze Hetze voll am Arsch vorbei gehen.
"Wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten." (Apg 5,38f)Damit meine ich nicht, daß wir genau das den bösen Medienvertretern[tm] zurufen sollen (die lachen uns bloß aus, wenn sie hören "sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen"), sondern daß uns das ganze eigentlich gar nicht so jucken sollte. Die Apostel freuten sich darüber, "für Seinen Namen Schmach zu erleiden".
Wenn wir davon überzeugt sind, daß die Kirche Gottes Werk und nicht nur reines Menschenwerk ist, dann werden auch noch so viele "Kampagnen" sie nicht zerstören können. Natürlich gibt es in der Kirche genug Menschliches, allzu Menschliches. Wenn wir das verlieren, können wir dabei doch nur gewinnen. Ansonsten: Was juckt es 'ne deutsche Eiche, wenn sich 'ne Wildsau dran schubbert? Oder will ich insgeheim doch von der "Welt" geliebt werden?
Aber das setzte eine christliche Gesellschaft voraus, und daß wie nicht (mehr) in einer solchen lebe, weiß ich spätestens, seit ich in der sechsten Klasse auf einem katholischen Gymnasium von meinen Mitschülern dafür ausgelacht wurde, die zwei freien Stunden etwa an Allerseelen tatsächlich für den Meßbesuch genutzt zu haben...
Lange Rede kurzer Sinn: Eigentlich sollte uns die ganze Hetze voll am Arsch vorbei gehen.
Donnerstag, 15. April 2010
Die Welt
Man soll es nicht für möglich halten, eine Zeitung interessiert sich für die Opfer von Kindesmißbrauch (und ich wollte der Welt fliehen ;-):
Wir hatten damals ein riesiges Kreuz über dem Ehebett hängen, das mein ganzer Halt wurde. Immer und immer wieder habe ich gesagt: Jesus, du verstehst mich wenigstens. Du bist der Einzige, der mich versteht. Dir hat man auch sehr wehgetan, du wurdest auch alleine gelassen. Das war auch das Einzige, was mich hat überleben lassen. Denn wenn einem so etwas passiert, dann fühlt man sich als Kind von allen verlassen. Wir hatten damals einen sehr guten Priester. Er hat es verstanden, die Liebe Gottes zu vermitteln. Die meisten Missbrauchsopfer brechen ja auch mit ihrem Glauben und fragen: Wie kann Gott das zulassen? Aber ich habe instinktiv verstanden: Jeder hat den freien Willen von Gott erhalten, denn sonst wäre es keine Liebe. Sonst wären wir alle Marionetten.
Mittwoch, 14. April 2010
Ich höre nicht auf, verstehen zu wollen...
Mich wundern weniger die Angriffe von außen, die vielen Nicht-Katholiken, die so genau wissen, was die Kirche ändern muß. Die lassen mich weitgehend kalt. Mich wundern auch nur bedingt Angriffe der üblichen innerkirchlichen Verdächtigen von IKVU, BDKJ und bestimmten Theologen. Da macht mich höchsten aggressiv, daß keiner was dagegen sagt. Mich wundert angesichts dessen auch nicht, wenn 08/15-Gemeindemitglieder der Meinung sind, die Kirche sei Scheiße. Das läßt mich zu Provokationen neigen, wobei das bei mir hier eher selten vorkommt. (Der einmaligen Aussage "Taufe hat doch heute mit Erbsünde nichts mehr zu tun" steht die Beobachtung gegenüber, daß vermeintlich unzeitgemäße Frömmigkeitsformen wie Rosenkranz etc. völlig selbstverständlich sind, Mundkommunion kaum ein Kontroversthema ist und überhaupt etwas mehr Hermeneutik der Kontinuität verbreitet zu sein scheint. Jedenfalls scheinen mir einige ältere Gemeindemitglieder ab 60 aufwärts ihre "vorkonziliare" Frömmigkeitsbildung nie völlig abgelegt zu haben.)
Was mich aber verwundert und traurig macht, sind plötzliche, quasi zusammenhangslose Spitzen gegen die Kirche und ihre Lehre von Leuten, die sonst eigentlich durchaus was für die Verbreitung des Glaubens tun (wollen) und (in einem Fall) sogar mal deutlich gesagt haben, gegen diese "Was aus Rom kommt, ist eh Scheiße"-Einstellung hätten sie schon immer was gehabt.
Kann es eventuell sein, daß es in kirchlichen Kreisen teilweise sowas von zum guten Ton gehört, über die Kirche herzuziehen, daß selbst solche, die eigentlich die Kirche lieben, meinen, sie müßten gelegentlich auch mal was gegen die Kirche sagen, weil sie sonst Außenseiter seien?
Was mich aber verwundert und traurig macht, sind plötzliche, quasi zusammenhangslose Spitzen gegen die Kirche und ihre Lehre von Leuten, die sonst eigentlich durchaus was für die Verbreitung des Glaubens tun (wollen) und (in einem Fall) sogar mal deutlich gesagt haben, gegen diese "Was aus Rom kommt, ist eh Scheiße"-Einstellung hätten sie schon immer was gehabt.
Kann es eventuell sein, daß es in kirchlichen Kreisen teilweise sowas von zum guten Ton gehört, über die Kirche herzuziehen, daß selbst solche, die eigentlich die Kirche lieben, meinen, sie müßten gelegentlich auch mal was gegen die Kirche sagen, weil sie sonst Außenseiter seien?
Dienstag, 13. April 2010
Österliche Bußzeit...
Es gibt Tage, an denen kann man gar nicht so viel beten, wie man kotzen möchte... Warum kommen die Rückschläge eigentlich immer dann, wenn man meint, man hätte ein gewisses Level erreicht?
Heute früh in der Messe dachte ich angesichts des deutlich höheren Gesangstempos noch, die müssen alle meinen Blogeintrag von gestern gelesen haben. Doch der Tag sollte noch mehrere unmittelbar aufeinander folgende Breitseiten bereithalten (4 innerhalb von schätzungsweise zehn Minuten). Während ich mich noch von dem einen Tiefschlag zu erholen versuchte, traf mich bereits der nächste. Alles scheiße, alles doof, vor allem wenn es aus Rom oder zumindest von Bischöfen kommt, mit kirchlicher Lehre ist doch eh kein Blumentopf zu gewinnen, und natürlich sind die repräsentativen katholischen Jugendlichen dick und häßlich, und wenn nicht, wenn sie gar offensiv kirchliche Positionen vertreten, dann sind sie eben nicht repräsentativ oder haben zumindest eine defizitäre Gottesbeziehung. Warum kann sich eigentlich keiner vorstellen, daß jemand dabei steht, der sich von solchen Despektierlichkeiten in seinem Glauben und damit so persönlich wie nur möglich angegriffen fühlt?
Aber wie sag' ich's meinem Kinde?! Mal davon abgesehen, daß die Klugheit eh gebietet, nicht alles zu sagen, was man denkt, macht mich sowas eher depressiv als aggressiv, so daß mir mittlerweile nicht nur der Mut, sondern schon die Worte fehlen. Was soll ich denn auch noch sagen, wenn ich mit jedem Wort den Eindruck vermittelt bekomme: Wer das anders sieht, lebt entweder hinterm Mond oder ist Fundamentalist (oder wahrscheinlich beides). Im Netz kann man sich von den Tiefschlägen erholen und dann angemessen (sachlich!) antworten (und hat den Vorteil, den anderen auf seine Formulierungen festnageln zu können). Man kann sich sogar die Zeit lassen, die Antwort mehrfach zu überarbeiten oder einen Blogeintrag mehrfach zu verschieben, solange bis er ausgereift ist. Im direkten Gespräch, insbesondere wenn man nur daneben sitzt und zuhört, hat man (oder nur ich?) den Zeitpunkt bereits verpaßt, zu dem man sich dazu noch hätte äußern können. Aber wie soll man Contra geben, wenn die ganze Gesprächsrichtung überhaupt keine Anknüpfungsmöglichkeit bietet?
Dabei geht es mir ja nicht einmal um die konkreten Punkte. Vielleicht ist die Kritik ja sogar sachlich berechtigt (so genau kenne ich die Details ja nun nicht immer). Aber der Grundduktus geht mir tierisch auf den Senkel: Mist, Fehlgriff, veraltet, dumm. Wie soll man mit so einem negativen Grundimpetus irgendwas auferbauen?! Und wie kommt es, daß solche negativen Urteile immer kaskadenartig kommen, Positives aber nur vereinzelt aufblitzt? Wieso sind eigentlich immer die Bischöfe die angeblich "Zurückgebliebenen"? Ist es ausgeschlossen, daß man sich selbst irrt?
In den letzten Wochen habe ich mehrfach gelesen, daß es "da draußen" noch mehr gibt, die wie ich gelegentlich davon träumen, die "Welt" hinter sich lassen zu können. Mich faszinieren ja die Kartäuser, aber meine Frau läßt mich verständlicherweise nicht, und das ist wohl auch gut so. Sie meint, vielleicht stünde ich ja dort, wo ich stehe, damit mal jemand was dagegen sagt. Wenn dem so ist, dann fehlt mir aber noch ganz viel Gnade und Heiliger Geist, der mir eingibt, was ich sagen kann. Wenn mich der eine oder andere in sein Gebet aufnehmen könnte, wäre ich ihm sehr dankbar.
Heute früh in der Messe dachte ich angesichts des deutlich höheren Gesangstempos noch, die müssen alle meinen Blogeintrag von gestern gelesen haben. Doch der Tag sollte noch mehrere unmittelbar aufeinander folgende Breitseiten bereithalten (4 innerhalb von schätzungsweise zehn Minuten). Während ich mich noch von dem einen Tiefschlag zu erholen versuchte, traf mich bereits der nächste. Alles scheiße, alles doof, vor allem wenn es aus Rom oder zumindest von Bischöfen kommt, mit kirchlicher Lehre ist doch eh kein Blumentopf zu gewinnen, und natürlich sind die repräsentativen katholischen Jugendlichen dick und häßlich, und wenn nicht, wenn sie gar offensiv kirchliche Positionen vertreten, dann sind sie eben nicht repräsentativ oder haben zumindest eine defizitäre Gottesbeziehung. Warum kann sich eigentlich keiner vorstellen, daß jemand dabei steht, der sich von solchen Despektierlichkeiten in seinem Glauben und damit so persönlich wie nur möglich angegriffen fühlt?
Aber wie sag' ich's meinem Kinde?! Mal davon abgesehen, daß die Klugheit eh gebietet, nicht alles zu sagen, was man denkt, macht mich sowas eher depressiv als aggressiv, so daß mir mittlerweile nicht nur der Mut, sondern schon die Worte fehlen. Was soll ich denn auch noch sagen, wenn ich mit jedem Wort den Eindruck vermittelt bekomme: Wer das anders sieht, lebt entweder hinterm Mond oder ist Fundamentalist (oder wahrscheinlich beides). Im Netz kann man sich von den Tiefschlägen erholen und dann angemessen (sachlich!) antworten (und hat den Vorteil, den anderen auf seine Formulierungen festnageln zu können). Man kann sich sogar die Zeit lassen, die Antwort mehrfach zu überarbeiten oder einen Blogeintrag mehrfach zu verschieben, solange bis er ausgereift ist. Im direkten Gespräch, insbesondere wenn man nur daneben sitzt und zuhört, hat man (oder nur ich?) den Zeitpunkt bereits verpaßt, zu dem man sich dazu noch hätte äußern können. Aber wie soll man Contra geben, wenn die ganze Gesprächsrichtung überhaupt keine Anknüpfungsmöglichkeit bietet?
Dabei geht es mir ja nicht einmal um die konkreten Punkte. Vielleicht ist die Kritik ja sogar sachlich berechtigt (so genau kenne ich die Details ja nun nicht immer). Aber der Grundduktus geht mir tierisch auf den Senkel: Mist, Fehlgriff, veraltet, dumm. Wie soll man mit so einem negativen Grundimpetus irgendwas auferbauen?! Und wie kommt es, daß solche negativen Urteile immer kaskadenartig kommen, Positives aber nur vereinzelt aufblitzt? Wieso sind eigentlich immer die Bischöfe die angeblich "Zurückgebliebenen"? Ist es ausgeschlossen, daß man sich selbst irrt?
In den letzten Wochen habe ich mehrfach gelesen, daß es "da draußen" noch mehr gibt, die wie ich gelegentlich davon träumen, die "Welt" hinter sich lassen zu können. Mich faszinieren ja die Kartäuser, aber meine Frau läßt mich verständlicherweise nicht, und das ist wohl auch gut so. Sie meint, vielleicht stünde ich ja dort, wo ich stehe, damit mal jemand was dagegen sagt. Wenn dem so ist, dann fehlt mir aber noch ganz viel Gnade und Heiliger Geist, der mir eingibt, was ich sagen kann. Wenn mich der eine oder andere in sein Gebet aufnehmen könnte, wäre ich ihm sehr dankbar.
Allmächtiger Gott, gewähre mir die Gnade, glühend zu ersehnen, was wohlgefällig ist vor Dir, es mit Weisheit zu erforschen, in Wahrheit zu erkennen und vollkommen zu erfüllen. Ordne meinen Lebensweg zu Lob und Ehre Deines Namens. Laß mich Deinen Willen erkennen, so wie es sich gebührt und meiner Seele segen bringt.(Thomas von Aquin -- siehe Gotteslob 7,6)
Laß mich in Glück und Unglück treu zu Dir stehen, im Glück demütig, im Unglück stark und ungebeugt. Nur was zu Dir mich führt, soll meine Freude sein; nur was von Dir mich trennt, soll mich betrüben. Gib, daß ich niemand zu gefallen suche und keinem zu mißfallen fürchte als Dir allein.
Was vergänglich ist, o Herr, das sei gering in meinen Augen, doch kostbar sei mir alles, was Dein ist, um Deinetwillen; und über alles andere sollst Du selbst mir kostbar sein, o Herr, mein Gott. Jede Freude ohne Dich sei mir zuwider; laß mich nichts suchen als Dich allein. Für Dich zu arbeiten sei meine Freude, und eine Ruhe ohne Dich sei eine Last.
Gib, daß ich oft mein Herz zu Dir erhebe und mit Reue und erneutem Vorsatz Sühne leiste, wenn ich gefehlt. Laß mich gehorsam sein ohne Widerspruch, arm im Geiste ohne Niedrigkeit der Gesinnung, rein ohne Flecken, geduldig ohne Klage, demütig ohne Verstellung, froh ohne Maßlosigkeit, traurig ohne Kleinmut, ernst ohne Anmaßung, rührig ohne Oberflächlichkeit, wahrhaft ohne Trug. Laß mich Gutes tun ohne Überheblichkeit. Laß mich den Nächsten ermahnen ohne Hochmut und ihn erbauen in Wort und Beispiel ohne Falschheit.
Gib mir, o Herr, ein wachsames Herz, das kein leichtfertiger Gedanke von Dir ablenkt, ein edles Herz, das keine unwürdige Leidenschaft erniedrigt, ein gerades und aufrechtes Herz, das kein gemeines Streben auf Abwege führen kann, ein starkes Herz, das keine Trübsal beugt, ein freies Herz, das sich von keiner bösen Macht beherrschen läßt.
Schenk mir, o Gott, Verstand, der Dich erkennt, Eifer, der Dich sucht, Weisheit, die Dich findet, einen Wandel, der Dir gefällt, Beharrlichkeit, die gläubig Dich erwartet, Vertrauen, das am Ende Dich umfängt.
Laß mich, o Herr, Deine Strafen hienieden tragen im Geist der Buße und Deine Wohltaten recht gebrauchen durch Deine Gnade. Laß mich Deine Freude einst im Vaterland genießen durch Deine Herrlichkeit, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Montag, 12. April 2010
Osterfreude
Daß es nach der Osteroktav etwas weniger festlich zugeht, ist ja nun keine Überraschung. Aber selbst ohne Gloria kann man doch noch genug Osterfreude in der Messe zum Ausdruck bringen, oder? Was ich heute früh erleben durfte, hat mich fast in die Verzweiflung getrieben, weil ich mich schon bremsen mußte und trotzdem immer noch einen halben Takt voraus war. Mit jeder Strophe wurde es langsamer, wurden neue Stellen gefunden, Pausen zu machen! Schließlich sogar an einfachen Taktstrichen...
"Haaaaleeeeeeeluuuuuuujaaaa *lufthol* Jeeeesus leeeeeebt *lufthol* Jeeeeesus leeeeeeeeeeeeebt *lufthol* Jeeeeeeeeeeeeeeesusssss leeeeeeeeeeeeeeeeeeeeebt *lufthol* Haaaaaaaleeeeeeeluuuuuuhuuuujaaaaahaaaa *lufthol* Jeeeeeeeeeeeeeeeeesusssssssssss leeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeebt." Hätte sich ein Heide zu uns verirrt, der hätte wohl gedacht: "Aha, so sieht also ein Requiem aus." Wenn ich bedenke, daß der Pfarrer gerade noch davon sprach, daß die Werktagsmeßgänger der fromme Kern der Gemeinde seien...
Für mich ist das Sacrum Triduum, insbesondere seine liturgische Feier, der Höhepunkt des ganzen Jahres. Und die letzten zwei Wochen zeigten mir auch, daß ich damit nicht alleine in der Blogoezese stehe. Die Intensität dieser drei Tage kann natürlich nicht in einer halbstündigen Werktagsmesse untergebracht werden, obwohl sie ja genau das gleiche feiert; es ist gerade die Verlangsamung des Geschehens, seine Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven, die die Intensität des Sacrum Triduum hervorbringt. Aber wenigstens eine Ahnung dessen sollte es doch sein!
Vielleicht liegt es ja auch an den ganzen Mißbrauchsgeschichten, daß vielen dieses Jahr nicht nach Osterfreude zu Mute ist. Aber wann, wenn nicht jetzt, bräuchten wir die Osterfreude dringender? Wann, wenn nicht jetzt, müssen wir Zeugnis ablegen, von der Hoffnung, die uns erfüllt? Kann denn das weltliche und das geistliche Geschehen so getrennt bleiben?
Die Apostel haben sich damals aus Furcht vor der Welt(?) auch zunächst zurückgezogen und eingeschlossen. Vielleicht brauchen wir auch die Zeit, um zu verarbeiten, was wir erfahren. Aber dann müssen wir raus, und zwar nicht nur, indem wir dem Geschehen hinterherrennen, sondern indem wir wieder unsere Themen setzen. Was wir jetzt also noch viel dringender brauchen als Ostern, ist -- Pfingsten.
"Haaaaleeeeeeeluuuuuuujaaaa *lufthol* Jeeeesus leeeeeebt *lufthol* Jeeeeesus leeeeeeeeeeeeebt *lufthol* Jeeeeeeeeeeeeeeesusssss leeeeeeeeeeeeeeeeeeeeebt *lufthol* Haaaaaaaleeeeeeeluuuuuuhuuuujaaaaahaaaa *lufthol* Jeeeeeeeeeeeeeeeeesusssssssssss leeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeebt." Hätte sich ein Heide zu uns verirrt, der hätte wohl gedacht: "Aha, so sieht also ein Requiem aus." Wenn ich bedenke, daß der Pfarrer gerade noch davon sprach, daß die Werktagsmeßgänger der fromme Kern der Gemeinde seien...
Für mich ist das Sacrum Triduum, insbesondere seine liturgische Feier, der Höhepunkt des ganzen Jahres. Und die letzten zwei Wochen zeigten mir auch, daß ich damit nicht alleine in der Blogoezese stehe. Die Intensität dieser drei Tage kann natürlich nicht in einer halbstündigen Werktagsmesse untergebracht werden, obwohl sie ja genau das gleiche feiert; es ist gerade die Verlangsamung des Geschehens, seine Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven, die die Intensität des Sacrum Triduum hervorbringt. Aber wenigstens eine Ahnung dessen sollte es doch sein!
Vielleicht liegt es ja auch an den ganzen Mißbrauchsgeschichten, daß vielen dieses Jahr nicht nach Osterfreude zu Mute ist. Aber wann, wenn nicht jetzt, bräuchten wir die Osterfreude dringender? Wann, wenn nicht jetzt, müssen wir Zeugnis ablegen, von der Hoffnung, die uns erfüllt? Kann denn das weltliche und das geistliche Geschehen so getrennt bleiben?
Die Apostel haben sich damals aus Furcht vor der Welt(?) auch zunächst zurückgezogen und eingeschlossen. Vielleicht brauchen wir auch die Zeit, um zu verarbeiten, was wir erfahren. Aber dann müssen wir raus, und zwar nicht nur, indem wir dem Geschehen hinterherrennen, sondern indem wir wieder unsere Themen setzen. Was wir jetzt also noch viel dringender brauchen als Ostern, ist -- Pfingsten.
Freitag, 9. April 2010
Fundamentalismus der Aufklärung
Ich habe mich ja schon immer darüber gewundert, mit welcher Begeisterung manche Leute die Einschränkung der freien Religionsausübung und individueller Freiheitsrechte akzeptieren, wenn es "den bösen Nachbarn", in letzter Zeit vor allem die Moslems, trifft. Als ob nicht klar wäre, daß die Christen die nächsten Opfer wären. Gegen Kirchtürme kann man (noch) nicht vorgehen, da sie schon seit Jahrhunderten üblich sind, gegen Minarette schon. Dabei sind bereits läutende Glocken vielerorts ein Streitpunkt, insbesondere wenn sie wie in meiner Heimatpfarrei nach einem Unfall wegen des folgenden Rechtsstreits mit der Wartungsfirma jahrlang geschwiegen hatten.
Nun hat Patrick Bahners anläßlich geplanter Burkaverbote meinen diffusen Eindruck in der FAZ in prägnanten Worten zum Ausdruck gebracht. Hinter entsprechenden Forderungen stehe nicht nur das Mißverständnis, daß Religionsfreiheit Freiheit von der Religion bedeute, das auch der Aufklärung selbst nicht gerecht werde; die habe nämlich die Trennung von Kirche und Staat angestrebt, ohne mit Atheismus den Glauben zu bekämpfen (wobei das dann die Französische Revolution tat). Dahinter stünde vielmehr ein Fundamentalismus der Aufklärung. Fundamentalismus bestehe nämlich nicht darin, von fundamentalen Werten überzeugt zu sein, sondern könne sich unter anderem in einem Mißverhältnis von angestrebtem Zweck und angewendeten Mitteln ausdrücken. Mit anderen Worten: Die "Aufklärung" schießt mittlerweile mit Kanonen auf Spatzen, um sich nicht selbst in Frage stellen zu müssen -- was die historischen Aufklärer aber immer getan hätten.
Bleibt nur die Frage, ob Bahners recht hat, wenn er meint, eine jährliche unverschleierte Meldepflicht für alle Frauen würde nicht mehr auf die Zustimmung hoffen können, auf die "Strafzettel gegen Falschgekleidete" treffen. Ich bin da skeptisch...
Nun hat Patrick Bahners anläßlich geplanter Burkaverbote meinen diffusen Eindruck in der FAZ in prägnanten Worten zum Ausdruck gebracht. Hinter entsprechenden Forderungen stehe nicht nur das Mißverständnis, daß Religionsfreiheit Freiheit von der Religion bedeute, das auch der Aufklärung selbst nicht gerecht werde; die habe nämlich die Trennung von Kirche und Staat angestrebt, ohne mit Atheismus den Glauben zu bekämpfen (wobei das dann die Französische Revolution tat). Dahinter stünde vielmehr ein Fundamentalismus der Aufklärung. Fundamentalismus bestehe nämlich nicht darin, von fundamentalen Werten überzeugt zu sein, sondern könne sich unter anderem in einem Mißverhältnis von angestrebtem Zweck und angewendeten Mitteln ausdrücken. Mit anderen Worten: Die "Aufklärung" schießt mittlerweile mit Kanonen auf Spatzen, um sich nicht selbst in Frage stellen zu müssen -- was die historischen Aufklärer aber immer getan hätten.
Bleibt nur die Frage, ob Bahners recht hat, wenn er meint, eine jährliche unverschleierte Meldepflicht für alle Frauen würde nicht mehr auf die Zustimmung hoffen können, auf die "Strafzettel gegen Falschgekleidete" treffen. Ich bin da skeptisch...
Donnerstag, 8. April 2010
Hegemannismen II
Was ich zu der ganzen Helene Hegemann-Geschichte noch loswerden muß: Am 12. Februar war in der FAZ ein Interview mit Airen erschienen, aus dessen Blog bzw. daraus hervorgegangenen Roman "Strobo" Helene Hegemann sich (u.a.) bedient hatte. Das ganze Interview vertrat eine Auffassung von Party und Feiern, die mir zwar aus der Literatur der Kritiker der Rock- und Popmusik (insbesondere auch den Äußerungen unseres jetzigen Papstes) bekannt war, die ich mir aber (insbesondere aus eigener Erfahrung) nur schwer als möglicherweise zutreffend vorstellen konnte.
Denn wer kann sich schon vorstellen, Musik einfach nur zu benutzen? Nungut, daß Techno nicht gerade anspruchsvolle Hörer anzieht, war mir schon immer klar. Aber ich dachte immer, vielleicht finden die, die das hören, dadrin etwas, das ich nicht erkennen kann (denn meine Musik finden ja auch alle[tm] unerträglich). Airen schildert seine Besuche im Club Berghain tatsächlich als allein der Flucht aus der Realität dienend, und ja, dazu benutzte er (wie es in der ganzen Kritikliteratur beklagt wird) tatsächlich Musik, Tanz und Drogen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß das mal jemand für sich selbst als zutreffend bestätigt, und unvorstellbar ist es mir immer noch (aber es muß ja wohl doch stimmen).
Vermutlich war mein Leben einfach nie scheiße genug. Gott sei Dank!
Denn wer kann sich schon vorstellen, Musik einfach nur zu benutzen? Nungut, daß Techno nicht gerade anspruchsvolle Hörer anzieht, war mir schon immer klar. Aber ich dachte immer, vielleicht finden die, die das hören, dadrin etwas, das ich nicht erkennen kann (denn meine Musik finden ja auch alle[tm] unerträglich). Airen schildert seine Besuche im Club Berghain tatsächlich als allein der Flucht aus der Realität dienend, und ja, dazu benutzte er (wie es in der ganzen Kritikliteratur beklagt wird) tatsächlich Musik, Tanz und Drogen. Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß das mal jemand für sich selbst als zutreffend bestätigt, und unvorstellbar ist es mir immer noch (aber es muß ja wohl doch stimmen).
Vermutlich war mein Leben einfach nie scheiße genug. Gott sei Dank!
Mittwoch, 7. April 2010
Hegemannismen
In den vergangenen Wochen fühlte sich dieses Blog dem Prinzip der "Intertextualität" a la Helene Hegemann verbunden. Mit anderen Worten: Ich habe mein Blog in der Fastenzeit mit "geklautem" Material gefüllt. Zu meiner Ehrenrettung möchte ich jedoch anführen, daß ich die Texte immerhin übersetzt und teilweise auch gekürzt, umgestellt, neu kombiniert oder ihnen wenigstens durch den neuen Kontext eine neue Bedeutung gegeben habe. Und als guter Hegemannist habe ich ja meine Quellen mittlerweile offen gelegt (und das, obwohl mir noch kein anderer Blogger was nachgewiesen hat; aber ich habe ja auch nicht aus Blogs abgeschrieben...).
Aber warum habe ich das überhaupt gemacht? -- Gute Frage. Nachdem ich ursprünglich solche Texte aufgenommen hatte, weil sie in meinem Kopf umherschwirrten und einfach raus wollten (warum fühle ich mich da bloß ans "Denkarium" erinnert?), kam mir Anfang Januar die wilde Idee, die ganze Fastenzeit mit diesen Texten zu füllen, und ich fand die Idee spontan toll. Aus der wilden Idee wurde dann eine konkrete, ohne daß ich einen konkreten Hintergedanken gehabt hätte. Erst als mir dann allmählich doch die Texte ausgingen, fragte ich mich langsam, warum ich das eigentlich mache.
Für mich haben die Texte einen Sinnüberschuß, den man ihnen in ihrem Ursprungskontext zumindest nicht auf den ersten Blick zutrauen würde. Und wie kraß die Texte tatsächlich sind, habe ich auch erst gemerkt, als ich mir mal vorgestellt habe, wie sie im Kontext meines Blogs ohne Kenntnis des Ursprungs wirken könnten (und da habe ich mich dann erstmals über sie erschreckt...).
Ein wenig gewundert habe ich mich, daß ich die einzige Reaktion (positiv) auf einen Text bekam, an dem ich mich selbst lange gerieben hatte, da er selbst mir in seinem Ursprungskontext doch reichlich antichristlich vorkam (zumindest war es der antichristlichste Text, den ich während der Fastenzeit verarbeitet habe). Offenbar verliert der Text diese Konnotation im Kontext meines Blogs. Oder hat er sie schon im Original nicht, und ich habe mich nur von Vorurteilen leiten lassen?
Im Laufe meines Studiums bin ich immer wieder auf Michel Foucault und seine Wunschvorstellung vom "Tod des Autors" gestoßen. Es solle um die Sache gehen, den Text, nicht den Autor, da der für den Inhalt des Textes keine Rolle spiele. Davon fühlte ich mich als jemand, der den Deutschunterricht für die Maxime "Was wollte uns der Autor damit sagen?" gehaßt hat, weil das verunmöglichte, Texte auf die eigene Situation bezogen lesen zu können, spontan angesprochen.
In meinem Leben habe ich mehrfach die Erfahrung gemacht, daß gute Argumente nicht als Argumente ernst genommen werden, wenn sie von den falschen Personen vertreten werden. Stattdessen wird mit argumenta ad hominem gearbeitet; die Sache bleibt völlig auf der Strecke, und es spielen die Vorurteile gegenüber der Person eine größere Rolle für das Verständnis der Argumente als die Argumente selbst (diese Aussage darf auch gerne auf Institutionen wie die "Titanic" bezogen werden). Aber je länger ich von der Bedeutung "der Sache" geträumt habe, desto klarer ist mir geworden, daß das ganze nicht nur von der bei Foucault zugrundeliegenden strukturalistischen Idee der Selbstproduktion der Texte her nicht funktioniert. Der Kontext, in dem eine Aussage getätigt wird, bestimmt notwendigerweise ihre Wahrnehmung, folglich auch die Person und der Hintergrund des Autors.
Es kommt zwar nicht darauf an, was der Autor mit einem Text sagen wollte, aber für dessen Verständnis kommt es sehr wohl darauf an, welche Auffassung der Rezipient vom Autor und dessen Umfeld vertritt. Indirekt verändert also der Kontext die Aussage eines Textes, und das läßt sich überhaupt nicht vermeiden (oder wie es Martin Mosebach sinngemäß formuliert hat: wer 1000 Jahre auf den Knien lag, steht nicht im Bewußtsein auf, das Stehen sei die urchristliche Form der Gottesverehrung).
Warum ich das ganze gemacht habe, weiß ich jetzt immer noch nicht so genau. Vielleicht träume ich ja immer noch vom Tod des Autors und cyberpunkmäßig vom anonymen Internet, in dem man gefahrlos und spielerisch verschiedene Identitäten annehmen kann (und das nicht so bürokratisch wie bei Pen&Paper- oder rein virtuell wie bei Computer-Rollenspielen). Dann sollte ich aber schleunigst damit aufhören, denn persönlicher als in den letzten 6 Wochen geht's ja kaum noch. Das Web 2.0 ist das absolute Gegenteil des ursprünglichen Traumes von Virtualität geworden. Es zwingt einen geradezu zur eigenen Identität und Authentizität. Aber was, wenn's der böse Nachbar nicht will?
Aber warum habe ich das überhaupt gemacht? -- Gute Frage. Nachdem ich ursprünglich solche Texte aufgenommen hatte, weil sie in meinem Kopf umherschwirrten und einfach raus wollten (warum fühle ich mich da bloß ans "Denkarium" erinnert?), kam mir Anfang Januar die wilde Idee, die ganze Fastenzeit mit diesen Texten zu füllen, und ich fand die Idee spontan toll. Aus der wilden Idee wurde dann eine konkrete, ohne daß ich einen konkreten Hintergedanken gehabt hätte. Erst als mir dann allmählich doch die Texte ausgingen, fragte ich mich langsam, warum ich das eigentlich mache.
Für mich haben die Texte einen Sinnüberschuß, den man ihnen in ihrem Ursprungskontext zumindest nicht auf den ersten Blick zutrauen würde. Und wie kraß die Texte tatsächlich sind, habe ich auch erst gemerkt, als ich mir mal vorgestellt habe, wie sie im Kontext meines Blogs ohne Kenntnis des Ursprungs wirken könnten (und da habe ich mich dann erstmals über sie erschreckt...).
Ein wenig gewundert habe ich mich, daß ich die einzige Reaktion (positiv) auf einen Text bekam, an dem ich mich selbst lange gerieben hatte, da er selbst mir in seinem Ursprungskontext doch reichlich antichristlich vorkam (zumindest war es der antichristlichste Text, den ich während der Fastenzeit verarbeitet habe). Offenbar verliert der Text diese Konnotation im Kontext meines Blogs. Oder hat er sie schon im Original nicht, und ich habe mich nur von Vorurteilen leiten lassen?
Im Laufe meines Studiums bin ich immer wieder auf Michel Foucault und seine Wunschvorstellung vom "Tod des Autors" gestoßen. Es solle um die Sache gehen, den Text, nicht den Autor, da der für den Inhalt des Textes keine Rolle spiele. Davon fühlte ich mich als jemand, der den Deutschunterricht für die Maxime "Was wollte uns der Autor damit sagen?" gehaßt hat, weil das verunmöglichte, Texte auf die eigene Situation bezogen lesen zu können, spontan angesprochen.
In meinem Leben habe ich mehrfach die Erfahrung gemacht, daß gute Argumente nicht als Argumente ernst genommen werden, wenn sie von den falschen Personen vertreten werden. Stattdessen wird mit argumenta ad hominem gearbeitet; die Sache bleibt völlig auf der Strecke, und es spielen die Vorurteile gegenüber der Person eine größere Rolle für das Verständnis der Argumente als die Argumente selbst (diese Aussage darf auch gerne auf Institutionen wie die "Titanic" bezogen werden). Aber je länger ich von der Bedeutung "der Sache" geträumt habe, desto klarer ist mir geworden, daß das ganze nicht nur von der bei Foucault zugrundeliegenden strukturalistischen Idee der Selbstproduktion der Texte her nicht funktioniert. Der Kontext, in dem eine Aussage getätigt wird, bestimmt notwendigerweise ihre Wahrnehmung, folglich auch die Person und der Hintergrund des Autors.
Es kommt zwar nicht darauf an, was der Autor mit einem Text sagen wollte, aber für dessen Verständnis kommt es sehr wohl darauf an, welche Auffassung der Rezipient vom Autor und dessen Umfeld vertritt. Indirekt verändert also der Kontext die Aussage eines Textes, und das läßt sich überhaupt nicht vermeiden (oder wie es Martin Mosebach sinngemäß formuliert hat: wer 1000 Jahre auf den Knien lag, steht nicht im Bewußtsein auf, das Stehen sei die urchristliche Form der Gottesverehrung).
Warum ich das ganze gemacht habe, weiß ich jetzt immer noch nicht so genau. Vielleicht träume ich ja immer noch vom Tod des Autors und cyberpunkmäßig vom anonymen Internet, in dem man gefahrlos und spielerisch verschiedene Identitäten annehmen kann (und das nicht so bürokratisch wie bei Pen&Paper- oder rein virtuell wie bei Computer-Rollenspielen). Dann sollte ich aber schleunigst damit aufhören, denn persönlicher als in den letzten 6 Wochen geht's ja kaum noch. Das Web 2.0 ist das absolute Gegenteil des ursprünglichen Traumes von Virtualität geworden. Es zwingt einen geradezu zur eigenen Identität und Authentizität. Aber was, wenn's der böse Nachbar nicht will?
Dienstag, 6. April 2010
Neuanfang
Sodele, nach sechs Wochen Fastenzeit ist ein Neuanfang fällig. Der geplante Kommentar zu meinem "Fastenzeitprojekt" zieht sich noch etwas, daher nur kurz die Frage, was mir von der Fastenzeit bleibt:
- Der Versuch, den betrieblichen Kaffeevollautomaten zu meiden (zuviel Koffein, zuviel Zucker), der schwachsinnigerweise dazu führte, daß meine Colavorräte erschreckend schnell zu Neige gingen (meine Frau unterstützte mich, indem sie einfach keine neue Cola kaufte :-).
- 11 Stunden Beichtgelegenheit während der Karwoche in meiner Pfarrei (gut, man muß dazu sagen, es ist eine Kathedralkirche).
- Der geistliche Impuls eines Kollegen in der 5. Fastenwoche über die Passionszeit und den deus absconditus anhand des vorkonziliaren Passionssonntagsevangeliums: Manchmal hätten wir doch das Gefühl, Christus sei nicht in unseren Kirchen -- haben auch wir Steine aufgehoben und nach Ihm geworfen? Andererseits dauerte das Verborgensein bis Karfreitag. Gehört es also mit zu unserer Erlösung, so daß wir es einfach ertragen müssen? Und sind das überhaupt sich ausschließende Alternativen?
- Diese bischöfliche Predigt, mit der ich alter Aristoteliker gut leben kann, obwohl sie reichlich platonisch geprägt ist.
- Die Verwunderung darüber, daß wir immer noch über die Mißbrauchsfälle reden. Mittlerweile scheint auch keiner mehr zu wissen, wie das ganze überhaupt losging, sonst könnte man doch gar nicht unwidersprochen behaupten, es müsse alles aus dem "Dunkel" der Kirche ans "Licht" der Öffentlichkeit gebracht werden...
Sonntag, 4. April 2010
O wahrhaft selige Nacht!
Es begann als ein Flüstern in der NachtNach einer Vorlage von Anders Fridén/Helena Lindsjlö, (P) 2002
Wie wollt ihr jetzt das Donnern am hellichten Tag unterdrücken
Einheit ist der kraftvollste Weg voranzuschreiten
Wollt ihr das vergeuden
Es liegt an euch
Wir brauchen diese Revolution
Zerbrecht die eingefahrenen Muster
Alles was trennt
Durch die Zeiten hindurch
Wer wagt es zu folgen
Jahrelang drehten wir uns im Kreis
Hielten uns an jedwede Lüge
Die uns durchzubringen schien
Ersinnt neue Weiten
Findet Wege Seligkeit zu vermitteln
Wir sind zu zerbrechlich um vernachlässigt zu werden
Erneuern um zu überdauern
Will niemals in Gier zurückblicken
Hört mir aufmerksam zu
Es müssen Berge überwunden werden
Für alle Menschen guten Willens
Gibt es dort unendliche Schätze
Die euch erwarten
Erneuern um zu überdauern
Freitag, 2. April 2010
Blutbad
Erniedrigt bis zum ÄußerstenNach einer Vorlage von Maurizio Iacono, (P) 2008
Schwach, geschwächt und gebrochen
Vernichtete vor aller Augen
Ich wies euch an, niemals zu sagen
Was ihr bewahren könnt
Blutsbrüder ehrenhalber
Das gilt auf ewig...
Ich versprach euch diese Treue
Wir sind Söldner im Krieg, in Verrat verloren
Ich opferte mich für euch
Für die Erhebung von Königen und Tyrannen
Darin liegt keine Ehre
Keine vertrauensvolle Hand
Ich werde euch verteidigen bis zum bitteren Ende
Und müßt' ich Blut im Himmel vergießen
Geschützfeuer erhellt die Himmel
Erbärmlicher Gestank
Des Menschen Untergang
Letzter in der Reihe vor der Hütte der Sünder
Verzweifelte Seelen liegen zwischen Toten
Alles bedeutet nichts
Wenn man das verliert, was zählt
Zukunftsträume verblassen
Im Aufwind des Überlebenskampfes
Rufen die Stimme der Vergeltung
Väters Töchter, Mütters Söhne
Ich versprach euch diese Treue
Wir sind Söldner im Krieg, in Verrat verloren
Ich opferte mich für euch
Für die Erhebung von Königen und Tyrannen
Darin liegt keine Ehre
Keine vertrauensvolle Hand
Ich werde euch verteidigen bis zum bitteren Ende
Und müßt' ich mein Blut im Himmel vergießen
Donnerstag, 1. April 2010
Enthülle den Schleier
Wirf einen Blick in die VergangenheitNach einer Vorlage von Lord Koder, (P) 2006
Wirst sicher erkennen
Welch entsetzlicher Tod dich erwartet
Tausend Geschichten reden vom Leid
Unzählige Schreie, gefolterte Glieder
Vom Feuer verschlungen, erfroren im Eis
Dahingerafft, in Linnen ermordet
Ich denke, dir müßte ein Glücksstern leuchten
Wenn du einfach nur vergehst und niemals warst
Lüfte den schützenden Schleier der Vernunft
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