Montag, 25. Juli 2011

Mysteria ecclesiae germanicae

Immer wieder staune ich darüber, wie viele Verbände es in der Kirche gibt, mit wieviel Selbstverständlichkeit sie sich als die zentralen Interessenvertreter ihrer Zielgruppe ausgeben und wie wenig es sie darin anficht, daß es meist mehrere Verbände für dieselbe Zielgruppe gibt. Gibt es eigentlich jemanden, der dabei noch den Überblick bewahrt? Selbst in der Wikipedia sind längst nicht alle verzeichnet (bzw. entsprechend kategorisiert) -- von der kathpedia ganz zu schweigen.

Antike Mysterienkulte hatten ein Geheimwissen, das einem beim Aufstieg allmählich bekannt (gemacht) wurde. Manchmal kommt mir das katholische Verbandswesen in Deutschland so vor. Obwohl ich ja nun doch schon das eine oder andere Jahr in der Kirche zugebracht habe (und das weder als Konvertit noch, zumindest die meisten Jahre, als Bekloppter), habe ich erst "Zugang" zu diesem "Geheimwissen" bekommen, als ich hauptberuflich für die Kirche gearbeitet habe. Da habe ich monatlich mehr neue Verbände kennengelernt als vorher in 10 Jahren.

Bloß: Was nutzen eigentlich die ganzen Verbände? Die meisten von ihnen machen wahrscheinlich an der Basis zumindest halbwegs brauchbare Arbeit, aber in größerem Maßstab wahrgenommen werden sie nicht (nicht einmal in kirchlichen Kreisen). Die Verbände, die wahrgenommen werden, werden meist nur mit irgendwelchen seit Jahrzehnten bekannten Änderungsforderungen bekannt, zum Teil mit dem Effekt, daß Ortsvereine (oder wie man das dann nennen müßte, wie gesagt, 30 Jahre Kirche haben nicht zu einer "kirchlichen Sozialisation" gereicht) aus dem Verband austreten. Ok, die Informatiker-Antwort Nummer 1: "Historisch bedingt", greift auch hier: Rumpfformen eines ehemals gesellschaftlich bedeutunden katholischen Milieus. Aber machen wir uns doch nichts vor, damit ist in Zukunft kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Also nochmal: Wem nutzt das eigentlich alles?

5 Kommentare:

  1. Ok, wo ich's jetzt nochmal lese, ist mir auch klar, daß ich in der Blogoezese damit wahrscheinlich allenfalls offene Türen einrenne. In China ist übrigens ein Sack Reis umgefallen. Aber mich wundert es wirklich, was es da alles so gibt und daß sich nicht wenige Leute vormachen, daß das kirchliches Leben ist. Und teilweise machen die ja wirklich brauchbare Arbeit. Nur wie kann man übersehen, daß das alles irgendwie periphär und eine Verdoppelung säkularer Strukturen ist, wenn der Kern verrutscht ist? Mich wundert das wirklich.

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  2. Naja, auch wenn's blöd klingt, aber Kirche ist anscheinend doch noch oft Vereinsmeierei. Man trifft sich halt, macht (was auch immer) zusammen, es gibt ne Weihnachts-, ach nee, Adventsfeier und einmal im Jahr die Jahreshauptversammlung. Und ob man nun bei der kfd, KAB oder ich weiß nicht wo dabei ist, ist auch egal.
    Und wenn ich das so sagen darf, das alles gibt es doch auch eher in Westdeutschland, oder?

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  3. Na ja, manche Katholiken brauchen eben ihr Pendant zu säkularer Vereinsmeierei ...

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  4. @magdi: Hm, ja, im Osten gab's nach zwei Diktaturen die Verbände nicht mehr und sie haben nach der Wende kaum Fuß fassen können. Ich bin ja nun aber in Berlin (West) groß geworden, und Google verrät mir, daß ich da genug Verbände hätte kennenlernen können. Wenn ich genauer drüber nachdenke, sind mir auch ein paar davon tatsächlich über den Weg gelaufen, ich habe sie aber nie als irgendwie bedeutsam wahrgenommen.

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  5. Ach ja, du bist ja einer von diesen... ;-)

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