Samstag, 24. Juli 2010

Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit...

Leute, die noch am alten Glauben festhielten, fürchteten die einzigen zu sein, die ihm noch treu blieben, und da sie die Absonderung mehr als den Irrthum fürchteten, so gesellten sie sich zu der Menge, ohne wie diese zu denken. Was nur die Ansicht eines Theiles des Nation noch war, schien auf solche Weise die Meinung Aller zu sein und dünkte eben deßhalb diejenigen unwiderstehlich, die ihr diesen trügerischen Anschein gaben.
Alexis de Tocqueville 1856 über den Niedergang der katholischen Kirche im vorrevolutionären Frankreich.

Allerdings frage ich mich, ob ich da so anders bin. Klar, mein Selbstverständnis ist natürlich, der Wahrheit anzuhängen und gelegen oder ungelegen dieselbe zu verkünden. Aber ist das vielleicht auch bloß Selbstbetrug? Bin ich vielleicht nur der Meinung, der eher konservativen Auslegung des Glaubens gehöre die Zukunft? Dieser Auffassung bin ich ja tatsächlich, auch wenn ich sie eher damit begründe, daß der Wahrheit die Zukunft gehört und die moderne Auslegung des Glaubens in große Irrtümer geführt hat. Diese Irrtümer begründe ich aber als Irrtümer auch "bloß" damit, daß sie einfach nicht dazu geeignet sind, reale Erfahrungen stimmig zu erklären, während der Katechismus oder noch deutlicher der römische Katechismus aus den 30er und der Grundriß der Theologie von Ott ganz simple, aber plausible Deutungen anbieten, obwohl die genannten Erfahrungen zur Entstehungszeit der Bücher eigentlich noch nicht dieselben gewesen sein dürften.

Oder doch? Bin ich also einfach bloß ein total nonkonformistischer Mitläufer??? Jedenfalls teile ich die Auffassungen, die in meiner privaten Umgebung vertreten werden. Andererseits habe ich mir ja diese Umgebung auch (aus)gesucht, weil dort meine Auffassungen geteilt werden. Was aber wäre, wenn ich nicht auf Leute getroffen wäre, die meine Intuitionen in Worte fassen konnten? Was wäre, wenn ich nicht die Blogoezese entdeckt hätte, die ja doch recht eindeutig in eine Richtung tendiert (zumindest die Bekloppten und Konvertiten)? Was wäre, wenn ich nie aus meiner Heimatpfarrei rausgekommen wäre und mich immer noch gegen eine starke 70er-Jahre-Fraktion behaupten müßte?

Wie dem auch immer sei: Der Wunsch nach Anerkennung durch andere Menschen steckt schon irgendwie tief in mir drin. Und auch, wenn ich in der Lage bin, mich gegen Menschen zu behaupten, die nicht gerade meinen Alltag prägen, so wüßte ich doch nicht, wie ich, vor allem auf Dauer, reagieren würde, wenn meine Frau plötzlich voll von der Alt-68er-Ideologie infiziert wäre...

1 Kommentar:

  1. Da kann man nur Gott danken, dass deine Frau nicht damit infiziert ist. Ich stelle mir so eine Situation wie eine Zerreißprobe vor.

    Allerdings: Ginge es nach uns Menschen, wären wir mit unseren eigenen Anlagen sowieso nicht in der Lage dauerhaft die Wahrheit zu wählen und daran festzuhalten. Das macht uns allein schon die soziale Konsequenz fast unmöglich. Das Interessante am Glauben ist doch, dass Gott - so man auf ihn baut und sich von ihm leiten lässt - alles möglich macht. Auch wenn es dann trotzdem nicht leicht ist, unmöglich ist es nicht. Durchhalten lässt uns nur die Liebe.

    Und wir haben doch unsere Fürsprecher ;-)

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