Donnerstag, 17. Dezember 2009

Glaube ohne Werke ist nicht nur tot...

Natürlich hat sich kein Übersetzer etwas ausgedacht. Dennoch wurde mir erst bei meinen eigenen Übersetzungsversuchen klar, daß es Jakobus nicht in erster Linie darum ging, daß wir die Hungernden speisen, der Frierenden einkleiden und die Kranken besuchen. Vielmehr geht es ihm um Haltungen.

Die Grundhaltung ist dabei der Glaube, der eben mehr ist als bloßes Für-Wahr-Halten (das täten eben auch die Dämonen). Genau deshalb ist Glaube ohne Werke tot, denn wer in der Grundhaltung des Glaubens verharrt, hat notwendigerweise Werke vorzuweisen. Wer sie nicht hat, muß schon zu den Frierenden und Hungernden gesagt haben: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ohne ihnen aber zu geben, was sie brauchen (vgl. Jak 2,16).

Schon hier zeigt sich schon die Schwäche der EÜ: "ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das?" Das könnte man sozialromantisch verstehen, daß jeder genug zum Leben haben muß. Bei Jakobus steht aber eher: "aber ihr gebt ihnen nicht das für den Körper Notwendige, was nützt es?" Hier geht es also um unmittelbare Not, konkret abzuwendende Lebensgefahr, um das, was sie unmittelbar, sofort und notwendig brauchen, um den nächsten Tag zu erleben!)

Der nächste Vers der EÜ lautet: "So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat." Meines Erachtens steht aber etwas anderes da: "So auch der Glaube: Wenn er keine Werke hat, ist er ihm selbst gemäß (kath' heauton) tot." Oder wie Schlachter durchaus an heutige Begriffe anknüpfend treffend übersetzte: "So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot." Das heißt: Glaube ohne Werke ist deshalb tot, weil es Glaube ohne Werke nicht gibt, weil Glaube eine Grundhaltung ist, die nicht echt ist, wenn sie nicht praktische Konsequenzen hat. Glaube ohne Werke ist kein "toter Glaube", er ist überhaupt kein Glaube, sondern irrender Weg, Irrtum, Irrlehre (wie Jakobus später schreibt).

1 Kommentar:

  1. Wir hatten die "böse" Stelle aus der "strohernen Epistel" bei uns im ökumeischen Abi-Entlassungsgottesdienst. Dazu dann das Evangelium vom Jüngsten Gericht aus Matthäus *gg* War eine wirklich katholische Veranstaltung ...

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