Donnerstag, 31. Dezember 2009

Ihr Heuchler!

Am 1. Januar 2010 tritt eine Gesetzesänderung zu Spätabtreibungen in Kraft. Wesentlicher Kern des Gesetzes ist die Ausdehnung der Beratungsregelung auf die sogenannte medizinische Indikation. Solange nicht unmittelbarer Lebensgefahr abgeholfen werden muß, darf der diagnostizierende Arzt jetzt erst drei Tage nach der Diagnose das Voliegen der medizinischen Indikation nach § 218b, Absatz 1 StGB schriftlich beurkunden. Zudem muß die Schwangere dem Arzt bestätigen, daß er seiner Beratungspflicht nachgekommen ist. Diese Beratungspflicht umfaßt unter anderem die Erörterung der medizinischen und psychosozialen Aspekte, die sich aus der Diagnose ergeben, der möglichen medizinischen, psychischen und sozialen Fragen sowie der Möglichkeiten zur Unterstützung bei psychischen und physischen Belastungen. Schließlich soll der Arzt die Schwangere auch auf Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen aufmerksam machen und gegebenenfalls sogar Kontakt herstellen.

Soweit so gut. Damit wird einer Klage der Ärzte abgeholfen, die sich mit der Situation in rechtlicher Unsicherheit alleingelassen fühlten. Denn bisher war der diagnostizierende Arzt in der Praxis fast immer zugleich der einzige Berater der Schwangeren, setzte er sich aber für das Leben des ungeborenen Kindes ein, lief er Gefahr, später schadensersatzpflichtig zu werden ("Kind-als-Schaden-Urteil"). Nun soll es also eine Bedenk- und Beratungszeit von drei Tagen geben, und an der Beratung sollen auch andere Berater, vor allem auch Fachärzte für die diagnostizierte Behinderung des Kindes beteiligt werden.

Natürlich hängt nach wie vor viel am Engagement des einzelnen Arztes, zumal die Beratung "ergebnisoffen" erfolgen soll. Dennoch wird deutlich, daß die ursprüngliche Absicht des Gesetzentwurfes war, die "medizinische" Indikation, die 1995 die aus guten Gründen abgeschaffte "eugenische" bzw. "embryopathische" Indikation indirekt mit aufnahm, einzuschränken: Der Schwangeren soll die Möglichkeit eines Lebens mit behindertem Kind aufgezeigt, die Heilungs- und Linderungsmöglichkeiten vorgestellt und die Folgen einer Abtreibung auch und gerade für die Mutter klargemacht werden.

Daher ist auch die eigentliche medizinische Indikation von der Beratungsregelung ausgenommen: Besteht Gefahr für das Leben der Mutter, kann nach wie vor abgetrieben werden. Der Tod des Kindes ist in dieser Situation ja auch gar nicht intendiert, vielmehr handelt es sich um eine unerwünschte Nebenfolge, die mit allen Mitteln zu verhindern gesucht wird. Anders aber bei der "medizinischen" Indikation im weiteren Sinne, die der Bezeichnung absolut Hohn spricht: Denn hier handelt es sich um ein unerträgliches rechtliches Konstrukt, durch das krampfhaft versucht wurde, die Behinderung des Kindes zwar nicht mehr als Abtreibungsgrund (eugenische oder embryopathische Indikation) erscheinen zu lassen, faktisch aber durch die Hintertür der "psychischen Gesundheitsbeeinträchtigung der Mutter jetzt oder später" diesen Abtreibungsgrund beizubehalten. Denn eine zukünftige Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit der Mutter ist sowas von vage, daß es letztlich allein an der Entscheidung der Mutter liegt, ob abgetrieben wird oder nicht.

Am deutlichsten aber wurde die Absicht, diese de facto eugenische Indikation einzuschränken, am 4. Absatz des Gesetzentwurfs. Dieser Absatz fand aber im Bundestag keine Mehrheit und wurde in den Medien auch immer nur beiläufig mit "ach, da ging's ja nur um Statistisches" abgehandelt. Zwar ging es tatsächlich "nur" um die Regeln zur statistischen Erhebung, aber die drei zusätzlichen Erhebungpunkte hatten es in sich! Denn es handelte sich um:
- vorgeburtlich diagnostizierte Fehlbildung oder Genomauffälligkeiten,
- Tötung des Embryos im Mutterleib bei Mehrlingsschwangerschaften,
- Tötung des Embryos im Mutterleib in sonstigen Fällen.
Es ging also um nicht mehr und nicht weniger als die statistische Erhebung, wieviele der nach "medizinischer" Indikation durchgeführten Spätabtreibungen faktisch embryopathische Gründe hatten, also um die Aufdeckung der Folgen der 1995 eingeführten Hintertür! Der abgelehnte Absatz wäre also eine Zeitbombe für die Abtreibung aufgrund einer Behinderung des Kindes geworden, denn dann wäre statistisch erhoben worden, was heute nur zu vermuten ist: Daß der allergrößte Teil der Spätabtreibungen nach medizinischer Indikation de facto embryopathisch "indiziert" ist. Diese "Zeitbombe" wollte die Mehrheit unserer Abgeordneten gar nicht erst zu ticken beginnen lassen. Die mit Jahresbeginn in Kraft tretende Neuregelung zeigt so die ganze Heuchelei der deutschen Abtreibungsgesetzgebung.

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Verfassungsfragen (Jahresrückblick, Teil II)

Hünermann fiel mir in diesem Jahr außerdem bei (wenn ich mich recht entsinne) gleich zwei Tagungen (vielleicht war die eine davon schon 2008) mit einer These zum Stellenwert der Beschlüsse des zweiten Vatikanums auf. Er räumt nämlich zwar unumwunden ein, daß das Konzil natürlich keine Dogmen verkündet hat. Den Umkehrschluß aber, daß es dann also auch keine Canones und folglich keine Anathematismen verkündet hat und damit das Bestreiten einzelner Aussagen und Lehren des Konzils keine unmittelbare Kirchenstrafe nach sich ziehen kann, läßt er nicht gelten. Denn zum einen handle es sich ja um einen gültigen, nur halt nicht unfehlbaren Akt des außerordentlichen Lehramts (soweit ja richtig), zum anderen müsse man doch aber auch die Textgattung beachten. Tatsächlich habe das Konzil deswegen keine Dogmen verkündet, weil es das, was es vorhatte, gar nicht in Einzeldogmen mit Canones und Anathematismen fassen konnte. Wer jetzt aber an die pastorale Ausrichtung des Konzils denkt und, unwissend, worauf das hinauslaufen soll, zustimmen will, wird äußerst überrascht sein, wenn er hört, welche Textgattung Hünermann auf das Konzilskompendium angewendet haben möchte: Das des Verfassungstextes. Ich wiederhole: Das Zweite Vatikanische Konzil hat nach Peter Hünermann nicht mehr und nicht weniger als einen Verfassungstext der Kirche beschlossen!

Da ist ganz klar: Wer auch nur ein einziges Jota hinwegnehmen will, muß mit dem Kirchenbann bestraft werden - wie eben die Piusbruderschaft. Hünermanns These ist dermaßen absurd, daß ich sie überhaupt nicht mit ihrem Verfasser zusammenbringen kann. Sollte der Kirche etwa 1935 Jahre lang gefehlt haben, was zum Heile nötig ist, nämlich ihre "Verfassung", die 16 "Heiligen" Schriften das II. Vatikanischen Konzils: Sacrosanctum Concilium, Inter Mirifica, Lumen Gentium, Orientalium Ecclesiarum, Unitatis Redintegratio, Christus Dominus, Optatam Totius, Perfectae Caritatis, Gravissimum Educationis, Nostra Aetate, Dei Verbum, Apostolicam Actuositatem, Dignitatis Humanae, Ad Gentes, Presbyterorum Ordinis und Gaudium et Spes?

Warum fehlen dann aber Inter Mirifica, Christus Dominus, Optatam Totius, Perfectae Caritatis, Gravissimum Educationis, Apostolicam Actuositatem, Ad Gentes und Presbyterorum Ordinis im Denzinger-Hünermann? Am formalen Stellenwert der Texte kann es jedenfalls nicht liegen, da Nostra Aetate und Dignitatis Humanae es mit der formal niedrigsten Stufe der "Erklärung" in die Auswahl geschafft haben, die aussortierten Texte aber bis auf Gravissimum Educationis allesamt Dekrete sind. Folglich muß es an ihrer theologiegeschichtlichen Bedeutung liegen, und - schwupps! - schon können es keine Verfassungstexte mehr sein, weil sie andere Texte voraussetzen, um überhaupt ihre eigene Bedeutung zu erlangen, Verfassungstexte aber die grundlegende Eigenschaft haben, aus sich selbst heraus Geltung zu beanspruchen.

Und überhaupt: Wieso sollten die Beschlüsse des 21. ökumenischen Konzils wichtiger sein als das Glaubensbekenntnis des 1.? Oder grundsätzlicher: Wenn es überhaupt einen Verfassungstext der Kirche geben sollte (und ich betone hier den Konjunktiv, denn der christliche Glaube ist eben keine Buchreligion!), dann müßten das doch die 72 Bücher der Heiligen Schrift sein!

Vielleicht verstehe ich auch die mündlichen Ausführungen Hünermanns, die ja auf Tagungen fragmentarisch bleiben müssen, einfach bloß falsch. Möglicherweise meint er ja was ganz anderes. Auf eine schriftliche Quelle dazu bin ich bisher nicht gestoßen (ehrlichgesagt verspürte ich bisher auch noch nicht die nötige Demut, aktiv nach einer zu suchen). Salvo meliori iudicio muß ich aber in beiden Fällen sagen: Was hat ihn da bloß geritten?!

Dienstag, 29. Dezember 2009

Schwerer Denkfehler (Jahresrückblick, Teil I)

Die Zeit "zwischen den Jahren" ist ja immer auch die Zeit der Jahresrückblicke. Wenn ich auf das vergangene Jahr zurückblicke, dann sehe ich zwar viel, was passiert ist, aber eigentlich nur ein wirklich weltbewegendes Ereignis: Die Aufhebung der Exkommunikation der Pius-Bischöfe. Und "weltbewegend" meine ich nicht im journalistischen Sinne, sondern daß (sofern im weiteren Verlauf hauptsächlich homines bonae voluntatis beteiligt sind) daraus viel Gutes hervorgehen kann.

Natürlich darf man nicht blauäugig erwarten, daß jetzt alles wie von selbst ins Lot kommt, aber zumindest ist nun wenigstens vorrübergehend die Gewöhnung an eine neue schismatische Gegenkirche mit apostolischer Sukzession aufgehalten. Offenbar fühlten sich aber viele in ihrer Gewöhnung gestört, in der sie sich so behaglich eingerichtet hatten - und das auf beiden Seiten! Denn während sich der publizistische Blätterwald auf Williamson stürzte (dem die Ausstrahlung seiner Holocaustleugnung auch nicht ganz unangenehm gewesen zu sein scheint), hörten "tines" nicht auf, den Papst als Modernisten zu verunglimpfen, der schon als junger Professor und auch heute noch Häresien lehre. Da wird noch viel Gnade vom Himmel fließen müssen, bevor über allen Schützengräben Lilien blühen können!

Damit bin ich auch schon bei einer Einzelpersönlichkeit, die mir dieses Jahr mehrfach aufgestoßen ist: Peter Hünermann. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Hünermann ist ein netter Mensch und ganz sicher ernsthaft und aus aufrichtigem Glauben um die Kirche besorgt; auch will ich seine wissenschaftlichen Verdienste keineswegs in Abrede stellen. Aber mit seinem Artikel in der Herderkorrespondenz, in dem er die Aufhebung der Exkommunikation als "schweren Amtsfehler" des Papstes bezeichnet, hat er nun wirklich einen Bock geschossen. Mich wundert eigentlich nur, daß das kaum einer bemerkt zu haben scheint!

Denn seine ganze Argumentation setzt voraus, daß die Exkommunikation 1988 nicht nur wegen der unerlaubten Bischofsweihe ausgesprochen wurde, sondern auch wegen Häresie. Nur deswegen kann er fordern, daß die Piusbrüder erst ihren Irrlehren abschwören müßten (um den "Mangel an Reue", den Hünermann beklagt, mal frei in Klartext zu übersetzen), und behaupten, die dem zuvorkommende Entscheidung des Papstes verstoße gegen das Kirchenrecht und sei mithin ein schwerer Amtsfehler, weil kirchenrechtlich eben die Reue über die Ursache der Exkommunikation vorausgesetzt ist.

Diese Voraussetzung hat er aber zu Beginn seines Artikels erst selbst geschaffen! Dort argumentiert er nämlich mit dem Motu proprio "Ecclesia Dei" Johannes Pauls II., dem Begleitschreiben zum Dekret der Bischofskongregation, das die Exkommunikation feststellte. In diesem Schreiben äußerte der damalige Papst die Vermutung(!), man könne(!) die Wurzel dieses schismatischen Aktes in einem theologischen Irrtum, näherhin einem unvollkommenen und widersprüchlichen Begriff von Tradition selbst erkennen. Diese Vermutung einer Möglichkeit wird im weiteren Artikel Hünermanns zu einer Begründung der Exkommunikation mit Häresie.

Hünermanns kirchenrechtliche Argumentation muß dem Dogmatiker so letztlich auf die Füße fallen. Nicht im Begleitschreiben, sondern im Exkommunikationsdekret selbst steht die kirchenrechtlich relevante Begründung der Exkommunikation und damit implizit auch die kirchenrechtlich nötige Reue für eine Aufhebung der Exkommunikation. Das hätte ihm spätestens daran auffallen müssen, daß eben nur die vier Bischöfe exkommuniziert waren, aber nicht die Priester der Bruderschaft. Das, sowie das Fortdauern der Suspension, diskutiert er aber allenfalls andeutungsweise am Rande.

Der Fehler, die zwingende Richtigkeit des späteren Schlusses bereits in die Prämissen einzubauen, ist eigentlich ein so simpler und altbekannter Logikverstoß, daß man sich wundern muß, wie er einem solch verdienten Mann unterlaufen kann - zumal er mit dem Artikel Hünermanns allein belegt werden kann, da Hünermann alle notwendigen Informationen mitliefertn (Anmerkung: In Herders "Theologie Kontrovers"-Band zu "Vatikan und Pius-Brüder" wird auch im "Dokumentation"-Teil nur das Motu proprio "Ecclesia Dei" aufgeführt, nicht aber das eigentlich Exkommunikationsdekret der Bischofskongregation. Honi soit qui mal y pense...)

Aber vielleicht hängt dieser schwere Denkfehler mit einem anderen Punkt zusammen, auf den ich morgen zu sprechen kommen will.

Montag, 28. Dezember 2009

Politisch-moralisierendes Krippenspiel

Eigentlich hatte ich ein schönes Weihnachtsfest (und eigentlich feiern wir ja noch immer, nur daß Karwoche, Oster- und Weihnachtsoktav schon fast meinen halben Jahresurlaub kosten würden :-(). Spätestens seit der ersten Lesung der Christmette kann mir das schon seit Jahren kaum mehr anders gehen:
Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.
Als dann beim Credo zumindest im Altarraum kräftig die Knie gebeugt wurden und ich am Weihnachtstag selbst auch noch das leider eher seltene Glück hatte, den Johannesprolog in seiner ganzen Schönheit zu hören, war ich endgültig versöhnt. Versöhnt? Ja, versöhnt; denn der Anfang des diesjährigen Weihnachten war alles andere als optimal: die Krippenandacht.

Freiwillig kriegen mich da sowieso keine zehn Pferde rein, dafür habe ich schon viel zu viel Merkwürdigkeiten erlebt. Auf der anderen Seite weiß ich, wie wichtig für mich als Kind die Krippenandacht war. Es gehörte einfach dazu, in die Krippenandacht zu gehen, und wenn wir wieder nach hause kamen, war das Christkind dagewesen. Deswegen sind wir mit unseren Kindern auch dieses Jahr in die Krippenandacht gegangen.

Aber, oh Graus, so was Schreckliches habe ich noch nicht erlebt! Die Krippenandacht soll doch eigentlich gerade für Kinder sein! Wie kann man dann ein durch und durch politisiertes und moralisierendes Krippenspiel aufführen?! Ständig drehte es sich um die schweren Zeiten, die arroganten Reichen, die immer reicher werden, und die armen Armen, die immer ärmer werden und mit denen keiner mehr spielen will, und ständig war ganz offensichtlich: Das sollte "Verheutigung" sein.

Als mir allmählich das Messer in der Tasche aufklappte und ich ganz und gar unweihnachtliche Gefühle entwickelte, faselte die "Maria" da vorne was von: "Mein Kind soll später bei dieser ganzen Verflucherei nicht mitmachen!" - Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida...! - "Die Bösen sind doch gar nicht so böse, denen muß man doch nur mal was Gutes tun!" - Das kommt bei Charles Dickens wenigstens ästhetisch ansprechender rüber, wird dadurch aber nicht richtiger... - "Mein Kind soll mal gut zu allen sein!" - Als ob Maria mehr als "Sie haben keinen Wein mehr" dazu zu sagen hatte! Uarghs!

Nach vierzig Minuten Krippenandacht sind wir dann endlich gegangen - Maria und Josef waren übrigens immer noch auf Herbergssuche! Ich frage mich, was so schwer daran ist, die Weihnachtsgeschichte in evangeliumsgemäßer Fassung und kindgerechter Länge zu spielen?! Warum muß da immer so viel reininterpretiert werden, was vielleicht auch irgendwo drinsteckt, aber eben doch reichlich nebensächlich ist? Ist nicht die Inkarnation, die Menschwerdung Gottes bereits in sich und auch für Erwachsene so unverständlich, daß man eigentlich nicht mehr machen kann, als sie in Bildern zum Ausdruck zu bringen? Warum muß es jedes Jahr ein neues Krippenspiel sein? Kinder brauchen gerade die Wiederholung! Meine Kinder haben nicht einmal verstanden, daß das was mit Weihnachten zu tun haben sollte! Ehrlichgesagt: Ich hätte heulen können!

Aber wahrscheinlich ist bereits den Erwachsenen selbst ein so großes Geheimnis unzumutbar. Wenn etwas nicht auf den Punkt gebracht werden kann, dann muß halt um den heißen Brei herumgeredet werden, dann muß halt die Herbergssuche endlos ausgedehnt und ausgebaut werden, die bei Lukas nur einen Halbsatz (Lk 2,7d) ausmacht. So begann also mein Weihnachten ohne Hirten, ohne Krippe - ohne Menschwerdung. Kein Wunder, daß ich in der Christmette noch nach Versöhnung suchte...

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Weihnachten

Er hat sich für uns hingegeben, um uns von aller Schuld zu erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen, das ihm als sein besonderes Eigentum gehört und voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.
Tit 2,14; zweite Lesung der Heiligen Nacht

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Rabenmütter

Q: Wer war die erste Rabenmutter?

A: Maria. Gleich nach der Geburt gab sie ihr Kind in die Krippe.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Mundkommunion

Warum praktiziere ist selbst dann eigentlich Mundkommunion? Jedenfalls nicht, weil ich die Handkommunion für unangemessen hielte. Der Grund ist die mittlerweile fast überall praktizierten Form, sich in langen Reihen zur Kommunion anzustellen. Ganz davon abgesehen, daß man so ganz plötzlich vortritt und mehr oder weniger unvorbereitet "dran" ist, tritt einem häufig der Nächste bereits in die Hacken, wenn man zu lange braucht; zumindest empfinde ich das so.

Erst habe ich mich bewußt nicht "wegdrängeln" lassen, aber dieses "Bewußtsein" verträgt sich irgendwie nicht so recht mit einem bewußten Kommunionempfang. Interessanterweise ist mir am Sonntag aufgefallen, daß doch recht viele sich ebenfalls nicht "wegdrängeln" lassen. Möglicherweise ist das also alles nur mein Problem...

Jedenfalls empfand ich es nicht als Alternative, den Schritt zur Seite zu machen und dann zu kommunizieren. Das widerspricht meinem Empfinden vom Sinn der Kommunion. Natürlich, es geht um Kommunion mit dem Herrn, und den hätte ich ja in der Hand (uh, was für ein Ausdruck!). Aber als Mensch bin ich doch irgendwie mehr auf Äußerlichkeiten angewiesen, und da der Kommunionspender (zumindest, wenn es ein Priester ist) ja in persona Christi handelt, wenn er die Kommunion spendet, drängt mich mein Empfinden zur Kommunion vor dem Priester. Folglich blieb mir nur die Mundkommunion.

Montag, 21. Dezember 2009

Würdige Handkommunion

Bei Elsas Nach(b)revier gab es letztens einen Post über eine Gruppe von Jugendlichen, die ihrer Meinung nach mit wenig Ehrfurcht (hand-)kommunizierte. Am Sonntag habe ich selbst mal darauf geachtet (da ich im Advent eucharistisch faste und einen wunderbaren Platz hatte, hielt ich das ausnahmsweise mal für o.k.).

Und ich muß sagen: Im großen und ganzen wurde der Herr durchaus würdig empfangen, obwohl in Zweierreihen und fast ausschließlich in Handkommunion. Fast alle kommunizierten entweder unmittelbar vor dem Kommunionspender oder ebenfalls in würdiger Ruhe, nachdem sie einen Schritt zur Seite gemacht hatten. Vermutlich aufgrund des durchgängigen Vorbildes tat das auch der Jugendliche, der mit den Händen in den Taschen nach vorne stoffelte. Nur ganz vereinzelt schob sich einer die Hostie im Weggehen in den Mund.

Ganz offensichtlich liegt es also weniger an der äußeren als an der inneren Weise des Kommunionempfangs bzw. am Vorbild der Mehrheit, ob (äußerlich) ehrfürchtig kommuniziert wird oder nicht...

Freitag, 18. Dezember 2009

Moderne Überexaktheit

Vielleicht liegt den Schwächen der EÜ auch wieder ein spezifisches Problem der Moderne zugrunde, nämlich "es" "wissenschaftlich" exakt auf den Punkt bringen zu müssen. Zumindest fand ich es ausgesprochen irritierend, daß im Preuschen bei gefühlt jeder dritten Vokabel eine Sonderbedeutung nur für den Jakobusbrief angegeben war (wenn es nicht sowieso schon ein Hapaxlegomenon war...), zum Teil standen sogar ganze Halbsätze im Vokabelverzeichnis! Dabei ging es natürlich auch mit den eigentlichen Grundbedeutungen, man mußte halt nur etwas bildlicher denken. Dafür verstand man besser, was eigentlich dastand.

Am krassesten war ja Jak 4,5 ("pros phthonon epipothei to pneuma ho katwkisen en hemin"), wozu es im Preuschen (Eintrag phthonos) heißt: "pros phthonon epipothein Ja 4,5 ist ganz dunkel" und, wie immer, wenn ein Exeget mit einer Stelle nicht klarkommt: "wahrscheinlich verderbt" (bloß daß der kritische Apparat bei Nestle-Aland nur eine einzige Quelle angeben kann, die "theon" statt "phthonon" liest...) Aber weil alle to pneuma hier als Akkusativ auffassen (Schlachter ausgenommen) brauchen sie halt noch ein Subjekt, und noch die revidierte Lutherbibel (1984) macht aus dem "er" noch "Gott" (übrigens auch das ach so wortgetreue Münchener NT), so daß es dort heißt: "Mit Eifer wacht Gott über den Geist, den er in uns hat wohnen lassen"; EÜ: "Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ", wobei der Sache nach hier als "er" nur "Er" in Frage kommt... - Schlachter dagegen: "Ein eifersüchtiges Verlangen hat der Geist, der in uns wohnt". Mein Übersetzungsvorschlag ginge jedoch noch einen Schritt weiter, nämlich auch das pros phthonon nicht einfach zu "eifersüchtig" aufzulösen: "Der Geist, der in uns wohnt, sehnt sich nach Neid" - und siehe da, Hieronymus teilt meine Meinung , wenn er ins Lateinische übersetzte: "ad invidiam concupiscit Spiritus qui inhabitat in nobis" und ebenso wie ich den Anfang von 4,6 zum "Schriftzitat" hinzurechnet: "maiorem autem dat gratiam" (größere Gnade aber gibt Er).

Und genau das ist das Problem: Man will dem "gemeinen Leser" (oder gar den "Hörer des Wortes" im Gottesdienst) wohl nicht gleich schwierigen Interpretationsfragen zumuten. Mit dem möglicherweise beabsichtigten Nebeneffekt, daß er sich auch gar keine großen Gedanken über den Text macht. Nicht, daß nachher jemand bei "das Rat der Geburt in Brand setzen" (Jak 3,6) auf die Idee kommt, hier an Erbsünde zu denken (selbst wenn der ganze Kontext sachlich [siehe auch oben zu Jak 4,5f] von der Folgen derselben spricht), denn wir wissen ja, daß sowas im NT nur solche Leute finden können, die (wie Augustinus) nicht gut genug Griechisch konnten...

Allerdings muß man zur Ehrenrettung der Exegeten einräumen, daß sie beim Jakobusbrief recht ausführlich auf die stark interpretierenden Übersetzungen hinweisen. Bliebe bloß die Frage, wer dann die Übersetzung verbrochen hat...

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Glaube ohne Werke ist nicht nur tot...

Natürlich hat sich kein Übersetzer etwas ausgedacht. Dennoch wurde mir erst bei meinen eigenen Übersetzungsversuchen klar, daß es Jakobus nicht in erster Linie darum ging, daß wir die Hungernden speisen, der Frierenden einkleiden und die Kranken besuchen. Vielmehr geht es ihm um Haltungen.

Die Grundhaltung ist dabei der Glaube, der eben mehr ist als bloßes Für-Wahr-Halten (das täten eben auch die Dämonen). Genau deshalb ist Glaube ohne Werke tot, denn wer in der Grundhaltung des Glaubens verharrt, hat notwendigerweise Werke vorzuweisen. Wer sie nicht hat, muß schon zu den Frierenden und Hungernden gesagt haben: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ohne ihnen aber zu geben, was sie brauchen (vgl. Jak 2,16).

Schon hier zeigt sich schon die Schwäche der EÜ: "ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das?" Das könnte man sozialromantisch verstehen, daß jeder genug zum Leben haben muß. Bei Jakobus steht aber eher: "aber ihr gebt ihnen nicht das für den Körper Notwendige, was nützt es?" Hier geht es also um unmittelbare Not, konkret abzuwendende Lebensgefahr, um das, was sie unmittelbar, sofort und notwendig brauchen, um den nächsten Tag zu erleben!)

Der nächste Vers der EÜ lautet: "So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat." Meines Erachtens steht aber etwas anderes da: "So auch der Glaube: Wenn er keine Werke hat, ist er ihm selbst gemäß (kath' heauton) tot." Oder wie Schlachter durchaus an heutige Begriffe anknüpfend treffend übersetzte: "So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er keine Werke hat, so ist er an und für sich tot." Das heißt: Glaube ohne Werke ist deshalb tot, weil es Glaube ohne Werke nicht gibt, weil Glaube eine Grundhaltung ist, die nicht echt ist, wenn sie nicht praktische Konsequenzen hat. Glaube ohne Werke ist kein "toter Glaube", er ist überhaupt kein Glaube, sondern irrender Weg, Irrtum, Irrlehre (wie Jakobus später schreibt).

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Geglättete Höllenpredigt

Bisher hatte ich nichts gegen die Einheitsübersetzung. Klar, an manchen Stellen triumphiert auch mal die "gehobene Alltagssprache" über die schwere Verständlichkeit des griechischen Originals, aber im großen und ganzen hatte ich nichts gegen sie einzuwenden. Insbesondere bei den Synoptikern finde ich sie doch ganz ordentlich gelungen.

Beim Jakobusbrief gingen mir allerdings die Augen über. Das ist schon mehr als nur die Interpretation, die ja jede Übersetzung notwendig darstellt. Offenbar wollte man den Lesern nicht allzu viel antikes Denken zumuten, so daß man kurzerhand eine moralisierende Vereinfachung vorgenommen hat. (Ob das überhaupt bewußt passierte, sei einmal dahingestellt.)

Leider geht so auch der ganze Charakter des Briefes verloren. Der Brief ist eine einzige "Höllenpredigt", was man natürlich auch in der EÜ am Inhalt, nicht mehr aber am Stil bemerkt. Stellenweise hat man im Griechischen den Eindruck, Jakobus müsse den Brief diktiert und sich dabei gelegentlich verhaspelt, jedenfalls vergessen haben, wie er den Satz begonnen hat. Ganz deutlich spürt man auch die Rage, in der der Verfasser gewesen sein muß. Der deutsche Text der EÜ ist dagegen viel zu glatt!

Schade ist auch, daß die Unterscheidung in Hörer und Täter des Wortes nur in den Verben "hören" und "tun" aufgegriffen wird. So geht die ganze Gegenüberstellung ein wenig unter, zumindest bleiben die beiden gegenübergestellten Begriffe nicht im Ohr.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Geht's doch aufwärts?

Kürzlich war ich auf einer Theologentagung, auf der auch mehrere Referenten auf die anthropozentrische Wende zu sprechen kamen. Überraschenderweise war darunter nur einer, der voll die alten Konsequenzen runterbetete.

Alle anderen waren da deutlich skeptischer, und eben jener verbliebene Einzelkämpfer der Moderne wurde massiv angegriffen, sogar von einem Fachkollegen, der in den Achtzigern denselben theologischen Ansatz vertrat. Nur hatte der nach eigener Auskunft bemerkt, daß der Gegenwind mittlerweile nicht mehr nur aus Rom kommt, sondern aus der Breite der nachchristlichen Gesellschaft, was ihn doch sehr zum Nachdenken gebracht hat, ob er sich nicht vielleicht schon damals geirrt habe.

Als dann am Ende noch eine Professorin aufstand und die Auffassung vertrat, wenn die Theologie wieder relevant werden wolle, müsse sie ihren Gegenstand auch im Gegenüber zur Gesellschaft bestimmen, es sei doch nicht zufällig sondern konstitutiv, daß außer in unseren Breiten fast überall das Bekenntnis zum Christentum lebensgefährlich sei, dachte ich mir: Mensch, es geht aufwärts!

Vielleicht ist die Theologie gerade dabei, sich doch noch erfolgreich für die Postmoderne aufzustellen.

Montag, 14. Dezember 2009

"Bizarre Rollenspiele"

Daniel Deckers schrieb im Leitartikel der FAZ vom 12.12.2009 über den Zustand der Kirche:
Kein Wunder ist es auch, daß aus Pfarrgemeinden keine Priesteramtskandidaten kommen, in denen Laien im Namen des Priestertums aller Gläubigen bizarre Rollenspiele aufführen und nur noch gemeinsam gebetet wird, wenn ein Priester am Altar steht. So viel Fixierung auf das "Amt" wie gegenwärtig war in der katholischen Kirche noch nie.
Ja und Amen!

Freitag, 11. Dezember 2009

Welttag der religiösen Toleranz?

Gestern war also der Tag der Menschenrechte. War mir nicht mal beim Zeitunglesen aufgefallen, und dabei gibt es ihn schon seit 1999. Erfahren habe ich am Ende auch nur davon, weil es auf dem (wohlgemerkt kirchlich-liturgischen) Abreißkalender stand.

Womit ich auch schon unmittelbar von der Frage der Nützlichkeit solcher Tage überhaupt zur Frage des Sinns solcher Tage im kirchlichen Kontext gekommen bin. Vom Welttag der sozialen Kommunikationsmittel etwa weiß ich auch nur, weil es Dokumente des Vatikans zum Thema Internet gibt, die - wie passend - genau an jenem Welttag veröffentlicht wurden.

Aber wozu solche Tage überhaupt?! Gut, früher hätte man vielleicht einen Heiligen zum Patron für die Menschenrechte erklärt und ihrer dann an seinem Gedenktag gedacht. Aber ist das nicht alles schrecklich moralisierend?

Am tollsten finde ich ja immer noch solche Tage, die auf Sonntage gelegt werden, wie den Weltmissionssonntag. Klar, Mission ist ein hehres Anliegen (vor allem in Deutschland :-/), aber muß man dafür einen Sonntag widmen, wo eines der uneingeschränkt zu begrüßenden Ziele der Kalenderreform war, den Sonntag in seiner Bedeutung als wöchentliches Ostern aufzuwerten?

Offenbar gibt es Leute, denen sowas gefällt. Allerdings sollte man ihnen das Handwerk legen, bevor der 25.12. zum Welttag der religiösen Toleranz erklärt wird; paßt doch wunderbar, verdrängt doch nur dieses komische säkulare Fest der Liebe. Oder war da noch was?

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Brennen

"Wenn ich deinen Gott gesehen hätte, in Fleisch und Blut, so käme eine Art Fieber über mich. Wenn ich davon überzeugt wäre, daß es wirklich einen Gott gibt, dem das Schicksal der Menschen nicht völlig schnurz ist, der sie wie ein Vater beobachtet und sich wie eine Mutter ihrer annimmt... In dem Fall käme mir bestimmt kein Unsinn in der Art von 'Bei jeder Frage gibt es unterschiedliche Aspekte' und 'Wir müssen den Glauben anderer Menschen respektieren' in den Sinn.

Ich würde nicht einfach nur deshalb zu anderen Leuten nett sein, weil ich hoffte, dafür irgendwann einmal göttlichen Lohn zu empfangen. Solch ein Verhalten wäre mir unmöglich, wenn die Flamme des Glaubens wie ein erbarmungsloses Schwert in mir brennen würde.

Ich spreche hier von 'brennen', Herr Himmelwärts, und genau darauf läuft es hinaus. Du sagt, daß eure Kirche inzwischen niemanden mehr auf dem Scheiterhaufen verbrennt oder opfert, aber wahrer Glaube würde genau das bedeuten, verstehst du? Das eigene Leben der Flamme opfern, Tag für Tag, die Wahrheit verkünden, dafür arbeiten, ihre Essenz atmen. Das ist Religion. Alles andere beschränkt sich darauf, einfach nur ein wenig nett zu sein und ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn zu pflegen."

Oma [Wetterwachs] entspannte sich ein wenig und fuhr mit ruhigerer Stimme fort: "So würde ich denken und fühlen, als wahre Gläubige. Und ich fürchte, so etwas kommt derzeit nicht in Frage, denn wenn man heute Böses sieht, muß man offenbar mit den Händen ringen und sage: 'Ach du meine Güte, wir müssen darüber diskutieren!' Nein, davon halte ich nichts, denn es hieße die Dinge ruhen zu lassen.

Laufe dem Glauben nicht nach, denn du wirst ihn nie einholen", fügte sie apart hinzu. "Aber vielleicht kannst Du ein Leben auf seiner Grundlage führen."

Siehe auch hier.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Immaculata Conceptio

Beim heutigen Fest wird uns Katholiken ja häufig vorgeworfen, wir wären zu dumm zum Rechnen: 2 Wochen statt 9 Monate... Klar, der Vorwurf fällt auf die zurück, die ihn erheben, denn würden sie 9 Monate zurückrechnen, kämen sie auf den 25. März und damit - oh Wunder - auf den Festtag der Verkündigung des Herrn.

Rechnet man jedoch von heute neun Monate drauf, landet man beim 8. September. Und siehe da: Mariä Geburt. Wer wirklich rechnen kann, ist also klar im Vorteil. Es geht heute nicht um die Empfängnis Jesu, sondern eben die Empfängnis Mariens; wir feiern als, daß (bzw. wie) Maria empfangen wurde, nicht daß (bzw. wie) sie empfangen hat.

Allerdings tut die Leseordnung ja nun wirklich viel, um Mißverständnisse zu produzieren. Insbesondere das Evangelium, das exakt dasselbe wie am 25. März ist, kann zu Fehlinterpretationen verleiten. In der vorkonziliaren Leseordnung war zwar dieselbe Stelle dran, aber in entscheidend kürzerer Fassung: Es endete mit der Anrede des Engels "Du Begnatete!" Denn in Seiner Güte und Vorsehung hat, wie das Tagesgebet sagt, Gott Maria von ihrer Empfängnis an vor jeder Schuld, also auch der Erbschuld, bewahrt. Sie ist begnadet, weil die Gnade ersetzt, was im Sündenfall verloren ging. Genau deshalb ist auch die erste Lesung aus Gen 3 genommen.

Doch: Deutet nicht auch die zweite Lesung aus dem Epheserbrief das Fest auf Weihnachten, also die Geburt des Erlösers hin aus? Von Maria ist hier doch überhaupt nicht die Rede! Wieder deutet das Tagesgebet die Lesung, das auch sagt, daß die Begnadung Mariens "im Hinblick auf den Erlösertod Christi" geschah. Maria war als Mensch genauso erlösungsbedürftig wie wir alle, bedurfte also der Erlösung in Christus. Als Mutter des Erlösers aber wurde sie von Gott im Hinblick auf und durch das zukünftige Heilswerk ihres Sohnes bereits von ihrer Empfängnis an erlöst. (Daran zeigt sich auch, wie unzutreffend die Anwendung menschlich-zeitlicher Kategorien auf den ewigen, anfangs- und endlosen Gott ist...) Dieses Element des Geheimnisses ist es, was die zweite Lesung ausdrücken will.

Damit zeigt sich auch, was wir heute auch feiern: Die ebenso uns verheißene Gnade Gottes durch Jesus Christus und ihre Wirkung, wie sie sich exemplarisch in Maria zeigte. Wir feiern heute unsere Berufung zur Vollkommenheit, zur Heiligkeit und die durch Christi Leiden, Tod und Auferstehung bewirkte Möglichkeit, ihr in der durch die Taufe vermittelten Gnade Gottes auch zu folgen.

Montag, 7. Dezember 2009

Wider alle Wahrscheinlichkeit...

...bin ich am Samstagabend um eine Vorabendmesse gebracht worden. Und das habe ich auch erst nach dem Einzug gemerkt, als es mit GL Nr. 683 losging.

Mist! Als ob ich grundlos in eine Vorabendmesse gehen würde, noch dazu fern der Heimat... Hätte ich doch genauer recherchiert, ob die regelmäßigen Messzeiten auch die tatsächlichen am letzten Wochenende sein würden! Nunja, was blieb mir übrig: Mußte ich die Zeit für die Messe am Sonntag halt aus meinen fünf eingeplanten Stunden Schlaf nehmen müssen.

Mein Ärger (über mich selbst, versteht sich) wandelte sich bald jedoch in Erstaunen. Der Grund für die Vesper an Stelle der Vorabendmesse war kein geringer: Sie war der am Sonntag folgende Diakonenweihe geschuldet!

Das soll mir erstmal jemand nachmachen: Zufällig in eine Kirche zu geraten, in der eine Diakonenweihe ansteht :-)

Freitag, 4. Dezember 2009

Die anthropozentrische Wende und die Entgöttlichung Gottes

Immer wieder stoße ich an "Knotenpunkten" der Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts auf den Hinweis: anthropozentrische Wende, personales Denken. Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr verdichtet sich der Eindruck, daß genau diese beiden Begriffe zugleich die innere Grenze des durch sie bestimmten theologischen Denkens - und das Problem unserer heutigen Kirche beschreiben.

Denn diese Personalität konstituierte sich in der Beziehung - zu anderen Personen, das heißt: vor allem zu anderen Menschen und damit im Dialog auf gleicher Augenhöhe. Die Übertragung dieses Konzepts auf die Gottesbeziehung liegt natürlich nahe, zerstört aber den unendlichen Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf. Auch wenn diese Konsequenz nicht unabwendbar war (also den entsprechenden Theologen keineswegs Böswilligkeit unterstellt werden soll), führte das Zusammenspiel mit anderen theologischen Tendenzen de facto doch zu einer Entgöttlichung Gottes.

Dann ist natürlich das persönliche Lebensziel, ich sag's mal salopp: in den Himmel zu kommen, als Heilsindividualismus zu verurteilen. Denn Heil, personal gedacht, ereignet sich als vollendetes Mensch-, das heißt: Personsein, und damit nur innerweltlich, zwischenmenschlich und damit gesellschaftlich durch Dialog und Caritas. Folglich ist auch jegliches kontemplatives Leben "heilsindividualistisch" und abzulehnen.

Schließlich ist Wahrheit dann auch nicht mehr objektiv in der von Gott gegründeten Naturordnung zu finden - die Natur hat ja im Personalismus überhaupt keinen Ort mehr! - sondern eben im zwischenmenschlichen Austausch, dem Dialog, der selbst (und damit auch seine Regeln) plötzlich als das eigentlich Heilige erscheint.

Drastisch ausgedrückt handelt es sich dabei aber um nichts anderes als eine Vergötzung, eine Verabsolutierung von etwas Geschaffenen, einen Tanz um das Goldene Kalb - um Glaubensabfall.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Das Konzil hat nicht bestimmte Theologen kanonisiert...

In letzter Zeit habe ich mich etwas mehr mit jüngerer Theologiegeschichte beschäftigen müssen. Dabei kann ich mich eines Eindrucks nicht erwehren:

Bestimmte Anliegen waren ursprünglich durchaus berechtigt, so etwa legalistische Verengungen (Reduktion des moralischen Anspruchs auf die Untergrenze der 10 Gebote statt des Zielanspruchs der Bergpredigt) aufzubrechen und durch eine lebendige Gottesbeziehung zu überwinden (Heiligkeit statt Gerechtigkeit). Berechtigt insofern, als das "Neue" das "Alte" ja nicht ausschließt, sondern sogar voraussetzt und eigentlich nur überschreitet. Falsch wurde es aber dann dadurch, daß die dafür angewandten methodischen und inhaltlichen Prinzipien verabsolutiert wurden und die Folgerungen genauso einseitig wurden, wie die vorkonziliaren Verengungen.

Diese Verabsolutierung scheint mir vor allem eine Folge der naiven Konzilsbegeisterung gewesen zu sein. Eine ganze Reihe damals "progressiver" Theologen spielte in den Vorbereitungskommissionen des Konzils eine maßgebliche, wenn auch nicht bestimmende Rolle.

Darüber haben sie offenbar vergessen, daß das Konzil nicht ihren theologischen Ansatz kanonisiert hat, sondern komplexe Dokumente verabschiedet hat, die zwar Elemente ihrer eigenen Theologie enthielten, aber auch andere, zum Teil ihnen deutlich widersprechende Aussagen! Daß die unkritische Konzilsbesgeisterung enttäuscht wurde, war daher unvermeidlich, denn sie war nicht von den Konzilsbeschlüssen gedeckt.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Weh mir!

Ich bin ein Mann mit unreinen Lippen
inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen!

Ihr wißt nicht, was ihr mir angetan habt
-- bis ihr euren letzten Atemzug tut...

Sie befeinden mich, während ich für sie bete,
ich wurde für sie zum Spott.

Hätte ich gesagt, ich will reden wie sie,
hätte ich Verrat geübt an Deinen Kindern.

Hilf mir Herr, mein Gott,
in Deiner Huld errette mich.

Nimm die Gier aus allen selbstsüchtigen Herzen, die bluten.
Mit mir sollen sie die endlose Schlacht gegen die Übermacht kämpfen.
Mache frei alle Seelen, die eine Gelegenheit zu wachsen brauchen.

Sie sollen erkennen,
daß Deine Hand dies vollbracht hat,
daß Du, o Herr, es getan hast.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Ecce Dominus veniet...

...et omnes sancti eius cum eo
et erit in die illa
lux magna, halleluja.
Ja, ich trauere immer noch der sonntäglichen Wiederkunft nach - und jetzt noch mehr, nachdem ich mich daran erinnerte, wie es in meiner Kindheit und Jugend war: Alle vier Adventssonntage wurde diese Vesperantiphon vom ersten Adventssonntag zum Abschluß der Sonntagsmesse gesungen. Aber mein damaliger Pfarrer hatte ja als Primizspruch auch Offb 22,20 gewählt...

Ein einziges Mal hatte ich danach noch eine vergleichbare Erfahrung, als sich ein Organist traute, die letzten Wochen des Kirchenjahres und (mindestens) noch am ersten Advent geradezu apokalyptische Orgelnachspiele durchzuziehen. Diese Dissonazen! Dieses unglaubliche Teiltonspektrum! Diese Lautstärke! Diese Gewaltigkeit! Ach ja, das ist jetzt auch schon wieder mindestens sechs Jahre her...