Mit der alten Messe kenne ich mich ja nicht sonderlich aus: mehr oder weniger willkürlich ausgewählte Literatur und (immerhin) ein einziger Besuch einer Messe in der forma extraordinaria. Ich habe nichts gegen sie, würde mich aber auch nicht sonderlich für sie einsetzen. (Wichtiger als ordentlich oder außerordentlich ist mir "nicht unordentlich".)
Was ich allerdings kenne, ist das Motu Proprio Summorum Pontificum. Und eigentlich finde ich das ausgesprochen leicht verständlich. Irgendetwas muß ich aber wohl doch falsch verstanden haben. Nirgendwo finde ich eine Zuständigkeit des Bischofs für die Genehmigung einer Messe im außerordentlichen Ritus, außer wenn der zuständige Pfarrer sie verweigert. Was fehlt in dieser Schilderung an wichtigen Informationen, die begründen, warum der Dekan, wenn er doch offenbar wohlwollend ist, nicht einfach sagt: Macht mal? Das Motu proprio sagt doch sogar, daß alle dem Wortlaut desselben entgegenstehenden Regelungen aus sich selbst heraus nichtig sind, so daß doch in diesem Fall sich keiner um den Bischof scheren müßte (und nein, der vom MP erwähnte can. 392 scheint mir hier überhaupt nicht relevant zu sein).
Also: Klärt mich Unwissenden bitte über den real existierenden Katholizismus auf!
Vielleicht hilft das hier weiter:
AntwortenLöschenhttp://kirchenrechtlicher-kommentar.gero-p-weishaupt.com
Ist doch ganz einfach:
AntwortenLöschenDer örtliche Dekan wollte sich nicht die Finger verbrennen.
1. Waren zuviele in seinem Sprengel für den Ord. orig.. Er konnte nicht auf die üblichen Ausreden ausweichen, zu geringe Zahl von Gläubigen, zu hoher Aufwand, bla bla.
2. Selbst wenn er der Sache wohlgesonnen gewesen ist, so wußte er doch, wie sehr sein Herr und Meister im Dom gegen den Ord. orig. eingenommen ist. Ein Ja von seiner Seite hätte ihm sicherlich Repressalien eingehandelt, Karriereknick inklusive. Was tut man also? Man spielt den Ball weiter auf die Ebene, vor der man sich fürchtet. So zeigt man Respekt vor dem Chef und macht sich nicht die Finger schmutzig. Den momentanen Kompetenzverlust nimmt man gern auf sich, solange man sich des Wohlwollens der höheren Etagen sicher sein kann.
Es ist wie im richtigen Leben!
Für den mutigen Geistlichen, der nach Rom geschrieben hat, sehe ich indes nicht sehr zuversichtlich in die Zukunft. Man hat so seine Erfahrungen...
Was Deine Einstellung zum Ritus angeht, so stimme ich mit Dir überein, daß "nur nicht unordentlich" auch für mich das Hauptkriterium ist. Der ordo originis hat sich mir auch nicht nach einem einzigen Besuch erschlossen. Ich habe über Jahre immer mal wieder sporadisch die eien oder andere "alte Messe" besucht, fand sie aber eher unzugänglich. Das lag, wie ich dann nach einem "Schlüsselerlebnis" bemerkte, daran, wie sie zelebriert wurde. Der Mix mit Strophenliedchen wie im Jahre 1950 habe ich leider bei den ersten Begegnungen erfahren. Auch das war eher unordentlich. Erst bei einer Messfeier mit passender Musik wurde der Reichtum und die Schönheit deutlich. Und selbst danach brauchte ich noch einige Jahre des regelmässigen Besuches... vielleicht werde ich sie nie ganz ermessen können. Eine Frage verläßt mich aber seither nicht mehr:
Wie konnte man nur diesen Ritus derart verfehmen?
Als gläubiger Katholik kann ich es nicht verstehen!
@Sir Thomas Morus: Nicht wirklich. Zum einen kenne ich den schon, zum anderen finde ich da jetzt auf Anhieb auch nichts, was mir erklärt, daß der Bischof im vorliegenden Fall irgendwas zu genehmigen hätte.
AntwortenLöschen@Laurentius Rhenanius: Vielleicht bin ich einfach zu naiv und glaube an die Aufrichtigkeit der Menschen... oder wenigstens der Katholiken... oder wenigstens eines Pfarrers, der bei "außerordentlicher Form" nicht gleich in Schnappatmung verfällt. Auch würde für einen solchen in meiner Vorstellung das Kriterium "Karriere" nicht zählen. -- Naja, Reich, in sich gespalten usw...
Die eine besuchte Messe in außerordentlicher Form wurde durch eine Schola gestört, die nicht stillstehen konnte und ständig Regieanweisungen brauchte. Ansonsten lebe ich in einer Gegend, in der es weit und breit keine Messe in außerordentlicher Form gibt.