Mittwoch, 16. März 2011

Weiterhin: Atomkraft, ja bitte!

Seit Tagen kriege ich die Krise bei der allfälligen Berichterstattung über die "Japanische Katastrophe". Kurz gesagt: Da sind Zehntausende tot, nochmals Zehntausende vermißt (vermutlich größtenteils auch tot), ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht -- und wir diskutieren über Laufzeitverlängerungen. *kopfschüttel*

Ein weiterer Punkt, über den ich mich wunderte, war, daß wir zwar minutenweise über die Lage in Fukushima Daiichi informiert wurden (obwohl schon Tepco nichts wirklich Substantielles preisgab), überall Angst vor einem Super-GAU geschürt wurde -- aber sich nirgendwo jemand Gedanken darüber machte, welche Folgen der Super-GAU haben könnte und wie man mit ihnen umgehen könnte. Ich meine, das Kind ist doch schon in den Brunnen gefallen, jetzt ist nur noch die Frage, wie man die Folgen möglichst gering hält. Stattdessen wurde überall der Eindruck vermittelt, ein zweites Tschernobyl wäre die Apokalypse, die Annihilatio Mundi. Vielleicht bin ich ja einfach bloß abgestumpft, weil meine Eltern schon bei Tschernobyl nur mit den Schultern zuckten und ich die ersten 19 Jahre meines Lebens im 1km-Radius um einen kerntechnischen Forschungsreaktor verbracht habe. Allerdings lagen bei uns die Sicherheitsanweisungen und Evakuierungspläne in der Couchtischablage, und ich habe sie durchaus interessiert studiert. Mit dem Ergebnis: Selbst wenn das Ding hochgeht, ist noch nicht aller Tage Abend. Nicht einmal im 1km-Umkreis.

Heute hat mir dann der Wissenschaftsteil der FAZ bestätigt, daß die Panikmache angesichts des möglichen atomaren Schadens in Japan im Vergleich zum realen beinahe schon unanständig ist. Ohne Zweifel habe Tschernobyl zwar Langzeitfolgen, was die Verstrahlung angeht, und ebenso ohne Zweifel wäre es sinnvoll, noch viel zu tun, um diese Langzeitfolgen zu reduzieren. Aber die gesundheitlichen Folgen sind im Vergleich zum Japanischen Erdbeben und Tsunami doch sehr überschaubar: 49 Tote aufgrund der Strahleneinwirkung (berücksichtigte Gruppe: 510.000) über einen Zeitraum von fast 25 Jahren, wobei aufgrund des langen Zeitraums bei 19 nicht einmal sicher ist, daß sie an den Folgen der Verstrahlung gestorben sind. Darüber hinaus 8.000 Schilddrüsenkrebserkrankungen, was bei einer untersuchten Zahl von 100 Millionen Personen relativ gesehen noch harmloser erscheint als schon der absolute Vergleich mit den Opferzahlen in Japan durch die Naturkatastrophe. Hinzu kommt, daß bisher nur wenige an diesen Krebserkrankungen gestorben sind. Und hier ist von denen die Rede, die am stärksten von Tschernobyl betroffen waren!

Natürlich ist es ebenso unanständig, Opferzahlen zu vergleichen. Ob das Opfer jetzt eins von 49 oder eins von 228.000 (Tsunami Weihnachten 2004) macht für das Opfer und seine Angehörigen keinen Unterschied. Und nein, ich möchte jetzt auch nicht in Sendai sein. Aber ein solcher Vergleich zeigt auf, wie wenig Vernunft und wieviel Emotion und Angst in der Debatte um die zivile Nutzung der Kernenergie steckt. (Wieso hat eigentlich noch niemand ernsthaft die Folgen des Verbrennens fossiler Brennstoffe im Regelbetrieb entsprechender Kraftwerke mit den Folgen der mit Fukushima jetzt 4 Mal in rund 60 Jahren eingetretenen großen Atomunfällen verglichen?) Darum gilt für mich nach wie vor: Atomkraft? Ja, bitte! Panikmache? Nein, danke!

(inspiriert von Elsa -- vielen Dank für die Erinnerung an meine ersten eigenständigen musikalischen Orientierungsversuche :-))

1 Kommentar:

  1. Ich wollte nur "vollste Zustimmung!" schreiben! Vielen Dank für diesen Artikel!

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